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N°3/2024
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Zeit verschiedenster Herausforderungen

Die psychische Gesundheit von Kunststudierenden in der Schweiz ist ein komplexes und wichtiges Thema. Wenn Sie an den Berner Hochschulen studieren oder arbeiten und Unterstützung benötigen, zögern Sie nicht, sich an die Beratungsstelle der Berner Hochschulen zu wenden.

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ist Leiterin Beratungsstelle der Berner Hochschulen und Fachpsychologin für Psychotherapie FSP

Die psychische Gesundheit von Studierenden ist ein Thema von wachsender Bedeutung. Neben den spezifischen Anforderungen und Herausforderungen eines (Kunst-)Studiums stellt bereits die Adoleszenz beziehungsweise das junge Erwachsenenalter eine Phase signifikanter persönlicher Entwicklung dar. Wie viele Hochschulen in der Schweiz erkennen auch die Hochschulen im Kanton Bern zunehmend die Bedeutung der psychischen Gesundheit ihrer Studierenden. Sie verstehen, dass diese nicht nur für den Studienerfolg, sondern auch für die weitere individuelle Entwicklung der Studierenden entscheidend ist. Viele Institutionen bieten daher Beratungsdienste und psychologische Unterstützung an, um den Studierenden zu helfen, Stress zu bewältigen und ihre psychische Gesundheit zu fördern. Im Kanton Bern ist dies unter anderem die Beratungsstelle der Berner Hochschulen bst.bkd.be.ch, die dem Amt für Hochschulen angegliedert ist und vom Kanton finanziert wird.In unserem Berufsalltag auf der Beratungsstelle werden wir mit verschiedenen Faktoren konfrontiert, die die mentale Gesundheit von Studierenden beeinflussen. Diese Faktoren stimmen häufig mit den Erkenntnissen aus wissenschaftlichen Studien überein: Eine zentrale Aufgabe in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter sind Selbstfindung und Identitätsbildung. Junge Menschen erkunden ihre Interessen, Werte und Ziele, was oft mit Unsicherheit und Selbstzweifeln verbunden ist. Der Übergang zu grösserer Unabhängigkeit kann sowohl aufregend als auch beängstigend sein. Das Management von Finanzen, Haushalt und Zeit erfordert neue Fähigkeiten und Verantwortlichkeiten. Auch der Aufbau und die Pflege von Freundschaften und Beziehungen sind zentrale Aspekte dieser Lebensphase. Diese Beziehungen können Unterstützung bieten und auch emotional belastend sein. Eine andere wichtige Aufgabe stellt die Zukunftsplanung dar. Die Entscheidung über die berufliche Laufbahn und die Lebensziele bringt Unsicherheiten mit sich. Die Erwartungen der Gesellschaft, der Familie und der eigenen Person können zu Druck und Stress führen.

Spezifische Herausforderungen für Kunststudierende
Zusätzlich zu diesen allgemeinen Herausforderungen gibt es für Kunststudierende spezifische Anforderungen und Aufgaben, die sich aus ihrem Studium und ihrer kreativen Arbeit ergeben. Kunststudierende stehen unter grossem Druck, kreativ und originell zu sein, sei es von sich selbst, von Lehrenden oder von der Kunstwelt im Allgemeinen. Zudem ist die finanzielle Unsicherheit, die oft mit einer künstlerischen Laufbahn einhergeht, eine zusätzliche Belastung. Viele Studierende müssen neben dem Studium arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, was zu Stress und Erschöpfung führen kann.Künstler*innen sind häufig ihre schärfsten Kritiker*innen, und der Drang zur Perfektion sowie die Angst vor dem Scheitern können zu erheblichen Selbstzweifeln führen. Kunstwerke werden oft öffentlich ausgestellt und beurteilt, was sowohl konstruktiv als auch destruktiv sein kann. Die subjektive Notengebung in künstlerischen Fächern kann zu Frustration führen. Kunstprojekte sind oft zeitaufwendig und erfordern viel Engagement, was zu langen Arbeitsstunden und wenig Freizeit führen kann. Genau diese Balance zwischen Arbeit, Studium und Freizeit ist jedoch für die mentale Gesundheit essenziell. Ein gutes Zeitmanagement ist daher zentral, um die Arbeitsbelastung erfolgreich zu bewältigen.Die Unsicherheit über die beruflichen Perspektiven nach dem Studium kann stressig sein, da viele Kunstberufe schlecht bezahlt sind oder keine langfristige Sicherheit bieten. Dies kann zu finanzieller Unsicherheit führen und ist oft auch mit existenziellen Ängsten verbunden. Dazu kommt, dass Kunstmaterialien teuer sein können, und die Finanzierung dieser Ausgaben ist oft eine zusätzliche Belastung.

Ständiges Lernen und Üben
Ein weiterer Faktor, der einen erheblichen Einfluss auf die Psyche hat, ist das Gefühl sozialer Isolation. Dies kann unter anderem entstehen, wenn Projekte länger dauern und keine anderen Personen daran beteiligt sind. Auch die Konkurrenz unter Studierenden kann stark sein und das Gemeinschaftsgefühl beeinträchtigen. Neben praktischen Fähigkeiten müssen Kunststudierende auch theoretisches Wissen erwerben, was anspruchsvoll sein kann. Die Beherrschung verschiedener Techniken und Medien erfordert ständiges Lernen und Üben, was sehr zeitintensiv und langwierig sein kann.Beziehungen zu Kurator*innen, Galerist*innen und anderen Kunstschaffenden sind für den beruflichen Erfolg entscheidend, aber der Aufbau dieses Netzwerks kann herausfordernd sein. Die Fähigkeit, sich selbst und die eigene Kunst effektiv zu vermarkten, ist für viele Kunstschaffende eine neue und schwierige Aufgabe. Eine unterstützende und offene Atmosphäre an den Hochschulen kann dazu beitragen, dass sich Studierende sicher und verstanden fühlen. Der Aufbau eines starken sozialen Netzwerks und der regelmässige Austausch über die eigenen Erfahrungen können helfen, psychische Belastungen zu verringern.Die Hochschulen tragen die Verantwortung dafür, geeignete Unterstützungsstrukturen bereitzustellen, um den Studierenden zu helfen, mit den spezifischen Herausforderungen ihres Studiums umzugehen. Gleichzeitig ist es wichtig, das Bewusstsein für die Bedeutung der psychischen Gesundheit zu schärfen und eine Kultur der Offenheit und Unterstützung zu fördern. Durch gemeinsame Anstrengungen von Institutionen, Studierenden und der Gemeinschaft kann eine Umgebung geschaffen werden, in der Kunststudierende nicht nur akademisch und künstlerisch, sondern auch persönlich gedeihen können. Unsere Beratungsdienste sind darauf ausgelegt, Ihre psychische Gesundheit zu fördern. Besuchen Sie uns online unter bst.bkd.be.ch, um mehr über unsere Angebote (u.a. Einzelberatungen und Workshops) zu erfahren.