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N°2/2023
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Zukunft, du elendes Wimmelbild

Zurückschauen? Ein Leichtes, im Vergleich. Da ist die Sache mit: Im Nachhinein ist mensch … na, nicht immer glücklicher, aber schlauer, möglich ist’s. Damals, das wird überschaubar, wo’s stillsitzt, und Zurückschauen, das ist Synthetisieren. Am Aussichtspunkt, der Zurückschauen ist, gibt es die Mittel, den Überblick, Linien und Relationen zu ziehen und die Antwort auf einstiges Was soll, wie wär, und wenn …? Manchmal zeigt das: zurecht gesorgt / gefreut / gex. Manchmal zu wenig, manchmal umsonst – neue Vergangenheit, neues Glück.

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Assistentin Schweizerisches Literaturinstitut und Mitglied Redaktion HKB-Zeitung

Vorausschauen? Eine Sache für sich, und wenn sie’s schon im Kleinen ist, dann eingedenk der Rädchen allemal, die das Grosse, Gesellschaft, Welt bedeuten, des Fragezeichens, wohin sie drehen und welches davon in welches greift. Ich wag zu schauen meist nicht recht anzufangen mit einem Rudel Variabeln, aufgescheucht vom Katalysator Hoffnung (dem Störfaktor?) – Zukunft, du elendes Wimmelbild.Diese Ausgabe der HKB-Zeitung indes geht beides an, den Blick nach vorne wie zurück, wagt ihn an sich selbst und aus Sicht der Kunst. So begeben sich auf den kommenden Seiten mehrere Foto-, Text- und gestalterische Arbeiten auf Zukunftsreise. 2033, wie wird das sein?, fragte ein Call die Studierenden der HKB und lud zu künstlerischen Antworten ein, seien sie dys- bis utopisch. Die Einsendungen finden Sie verteilt über den ganzen 1. Bund, und das ganz so, wie sie uns erreichten. Keiner der ausgewählten Beiträge wurde korrigiert oder retuschiert, also keine Vision auch nur um ein Komma getrübt.Dieses Ausreichen nach vorn, zehn Jahre genau, ist so zufällig nicht, es hängt an zehn Jahren Vergangenheit – und damit einem Jubiläum. Nachdem im Juni 2013 die überhaupt allererste Ausgabe der HKB-Zeitung erschien, feiert sie mit dieser Ausgabe ihr zehnjähriges Bestehen. Neben einem visuellen Rückblick und Blick von aussen reflektiert Redaktionsleiter Christian Pauli im Gespräch mit Stefanie Manthey von innen das Entstehen und Werden der Zeitung, ihr Wirken an der Hochschule wie im Kulturraum Bern und den Willen zur Weiterentwicklung des Formats.Ob mit Studierendenvisionen oder Zeitungsgeschichte, liebe Lesende: Gute Reise durch die Zeit! Weitere Zwischenhalte bieten in dieser Ausgabe Roland Fischers Beitrag zur Zukunft des Kreativen im Angesicht von KI, Andreas Reckwitz’ scharf gedachte Zeilen dazu, wie Theorie und Kultur die Möglichkeit der Katastrophe handeln, und Rico Gublers und Lis Martis Gespräch über die künftigen Perspektiven und Rollen von Musiker*innen – voll von gut begründetem Optimismus, aber ohne Happy End.Übrigens: 2013, das war, kann ich 2023 sagen, als ich an der Uni Zürich halbglücklich meine letzten ECTS in Germanistik plus (wie ging das noch gleich?) Computerlinguistik zusammenklaubte, und das Anschlussstudium am Schweizerischen Literaturinstitut erst eine verwegene Möglichkeit schien (ein Jahr später war es: Wahnsinnstatsache). 2033 wiederum, das wird sein … wenn’s wahrscheinlich doch anders kam, als ich mir heute vage vorstellen kann, geh ich ausnahmsweise das Wagnis ein. Und das ist nicht mal Fatalismus; es ist das Zutrauen, reagieren zu können, wo «kontrollieren» nicht zur Auswahl steht. Bis dahin steht der Versuch, ein bisschen gegenwärtig zu sein. Weil’s zwischen wie’s war und wie’s wird auch braucht: wie’s ist.