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N°1/2025
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Sophie Berger und Janik Studer

Sophie und Janik, beide Jahrgang 2000, absolvieren das Studium im Fachbereich Konservierung und Restaurierung mit der Vertiefung «Moderne Materialien und Medien» und widmen sich derzeit einem besonderen Atelierprojekt.

Text und Interview

Ein Grossteil der studentischen Projektarbeit im Studium findet in den Ateliers der Hochschule statt und diese stellen so kleine «Denkfabriken» dar. In diesen Projekten betreuen die Studierenden gemeinsam mit Lehrenden der Hochschule originale Kunstwerke bzw. Objekte. So auch bei diesem Vorhaben: Das Werk, welches zunächst lediglich als «Bretterstapel» vorhanden war, kam von der Kunstsammlung des Kantons Bern mit dem Ziel an die HKB, den Aufbauprozess nachzuvollziehen und eine Installationsanleitung zu erstellen. Janik war von Anfang an dabei, während Sophie später dazustiess.

Die Studierenden und ihre Arbeit
Sophie absolvierte nach dem Gymnasium eine Reihe von Praktika und ein Zwischenjahr in Australien. In diesem Zeitraum sammelte sie praktische Erfahrungen in verschiedenen Museen und Kunstbibliotheken. In diesen Einrichtungen erwarb sie sich grundlegende Kenntnisse über die Prinzipien der Restaurierung. Janik hat vor dem HKB -Studium Fine Arts in Basel studiert. «Die Konservierung und Restaurierung steht am anderen Ende der Kunst», sagt Janik und diese andere Kreativität war für ihn spannend. Die Herausforderung, moderne und zeitgenössische Kunstwerke zu erhalten und ihre Geschichten zu bewahren, übt auf beide eine besondere Faszination aus, wie auch beim aktuellen Projekt. Ursprünglich überwogen die Zweifel, ob das Projekt überhaupt durchführbar war. Im Fokus stand für beide der originalgetreue Aufbau des Werkes von 2010.Sophie und Janik beschreiben das Werk als lebendig und organisch wirkend, was die Wahrnehmung des/der Betrachter*in herausfordert. Janik ergänzt: «Für mich repräsentiert das Kunstwerk die Vergänglichkeit und die Schönheit der Natur. Bemerkenswert ist, wie Reto Steiner es schafft, diese Themen in seinen Arbeiten zu vereinen.» Das im Jahr 2010 entstandene Werk trägt den Titel Halber Findling (Martin) und wurde im Kunstmuseum Thun vor Ort installiert und ausgestellt, bevor es von der Kunstsammlung des Kantons Bern angekauft und in Einzelteile zerlegt ins Depot überführt wurde. Reto Steiner, geboren 1978 in Frutigen, absolvierte nach seiner Ausbildung als Steinbildhauer ein Studium an der HKB und war unter anderem als Assistent von Markus Raetz tätig.

Die Zusammenarbeit
«Die Zusammenarbeit mit Reto Steiner war für mich inspirierend und augenöffnend. So habe ich nach den Gesprächen viel besser verstanden, was genau das Kunstwerk ist und was es vermitteln soll», beschreibt Sophie die Zusammenarbeit. Der Künstler selbst zeigte sich überrascht und erfreut darüber, dass sich Menschen mit solcher Akribie den Kunstwerken widmen und Erhaltungskonzepte entwickeln. «Es fand ein reger Austausch statt, bei dem beide Seiten voneinander lernten. Reto vermittelte uns Einblicke in sein künstlerisches Denken und Schaffen, während wir ihm unsere technische Expertise boten», sagt Janik und betont den Mehrwert, wenn Künstler*innen in Erhaltungsprojekten einbezogen werden können.

«Eine der grossen Herausforderungen war die Balance zwischen Konservierung und künstlerischer Integrität», erklärt Sophie. Hier war auch die Intention des Künstlers wichtig, der beispielsweise der Innenkonstruktion Variabilität zugesteht, während der exakte Wiederaufbau der Aussenhülle einen hohen Stellenwert hat. «Unser Ziel war dennoch, den ursprünglichen Zustand so weit wie möglich zu erhalten und alle Elemente wiederzuverwenden, um die Authentizität des Kunstwerks zu gewährleisten», betont Janik. Ein wesentlicher Erfolg des Projekts ist das umfassende Manual, das von Sophie und Janik erstellt wurde und als Leitfaden für zukünftige Restaurator*innen dient. Die Montageanleitung beschreibt insgesamt 168 hölzerne Einzelteile und stellt sicher, dass das Kunstwerk in Zukunft zeitsparend und ohne Kopfzerbrechen aufgebaut und gezeigt werden kann und somit auch langfristig erhalten bleibt.

Reflexion und Ausblick
Für Sophie und Janik war das Projekt eine wertvolle Erfahrung, die ihre beruflichen Ziele konkretisiert und ihre Fähigkeiten vertieft hat. Im kommenden Semester werden neue Studierende sich mit der Verpackung und der Lagerung des Werks auseinandersetzen. «Ich nehme aus dieser Erfahrung mit, dass jedes Kunstwerk einzigartig ist, individuelle Lösungen erfordert und wie wichtig eine Zusammenarbeit mit Künstler*innen sein kann», sagt Sophie. Janik fügt hinzu: «Für mich war es eine Bestätigung, dass ich den richtigen Beruf gewählt habe. Die Arbeit war herausfordernd, aber auch sehr erfüllend.»Sophie und Janik haben durch ihre engagierte Arbeit und ihre Leidenschaft für die Konservierung und Restaurierung von zeitgenössischer Kunst gezeigt, wie wichtig die Kooperation mit Sammlungen und Museen für die Ausbildung ist. Beide sind überzeugt, den richtigen Beruf gewählt zu haben, und freuen sich auf zukünftige Herausforderungen.