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N°4/2021
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Perlenkettenbrief Vol. 20

Gesendet: Montag, 8. November 2021 um 21:03 Uhr

Text

Der Name ist der Redaktion bekannt 

Liebe Leser*innen 

Ein Wort, das mein Vater bei solchen Anlässen – Zufall, Schicksal, Karma – immer sagte, war Kismet. Davon können wir zurZeit nicht genug haben. Irgendwie mögen wir es ja, wenn sich Kreise schliessen und Geschichten gut ausgehen. Die Reitschule ist für Menschen ausserhalb des Kanton Berns wahrscheinlich immer noch ein Ort, der danach riecht, wie er heisst. Was heute ganz willkommen ist, wenn Dinge so heissen, wie sie mal hiessen. Überhaupt können wir froh sein, wenn wir noch etwas bekommen, wenn wir alte Worte sagen beim Bäcker zum Beispiel, wenn wir hungrig aufsagen, was wir uns wünschen und meine Tante kein Englisch kann und ich kein Italienisch. Als ich klein war, zu klein für die Schule aber alt genug, um mich bei der Beutebeschaffung zu beteiligen, wurde ich zum Bäcker in unserem Dorf geschickt, das eigentlich keines war, ich aber kaum über den Dorfplatz hinauskam, der keiner war, aber ich dachte, es sei ein Dorf, weil ich nur im Radius von 1000 Schritten unterwegs war, oft allein, und eben innerhalb dieses Gebiets die Bäckerei lag. Bei dem ich Brot kaufen sollte und mit den letzten Rappen noch ein paar Zuckerstangen, die eigentlich saure Zungen waren, manchmal sogar gleich 5 auf einmal. Das Geld hielt ich ahnungslos über dessen Gegenwert im treuen Glauben hinauf zur Theke, und aus meinen kleinen feuchten Handflächen wurden von der Bäckersfrau Münzen gefischt. Und dann lief ich mit dem warmen Brot in den knisternden Tüten eng am Bauch rasch nach Hause.  

Das roch dann nach Brot, nicht nach Pferd.