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N°4/2021
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Perlenkettenbrief Vol. 2

Gesendet: Donnerstag, 21. Oktober 2021 um 06:37 Uhr

Text

Der Name ist der Redaktion bekannt 

Liebe*r (der Name ist der Redaktion bekannt) – (und mir übrigens auch) 

Leider hast du einen denklich schlechten Zeitpunkt erwischt. Ich muss dir jetzt ja schreiben, innerhalb von 24 Stunden. Und ich habe weder Lust noch Zeit noch Kapazität noch Ideen. Jetzt bin ich aufgewacht, aus lauter Stress, weil dieser Brief ja noch in meinem Postfach liegt. Wie kommt man überhaupt darauf, freiwillig bei einem Kettenbrief mitzumachen? Das sind doch diese Nachrichten, die man löscht, bevor man sie gelesen hat, weil man genau weiss, dass sie nichts Gutes verheissen. Die Nachrichten, die mit Bedingungen daherkommen und einen – wenn man sie denn anschaut – in Dilemmas zurücklassen. Denn natürlich möchte ich den tollen Output, den sie versprechen. Aber ich möchte weder, 5 (bis 15) Freund*innen damit belästigen, noch möchte ich, dass diese Freund*innen sehen, dass ich tatsächlich an diesen Unsinn glaube oder mich offensichtlich zumindest darauf einlasse, weil es eventuell ja wirklich sein könnte, dass so ein Versprechen vielleicht irgendwann eintrifft und wenn ich das dann in diesem spezifischen Moment verpassen würde – ne, darauf kann ich es wirklich nicht ankommen lassen. Aber ein Kettenbrief hat noch nie Gutes gebracht – mir zumindest nicht. Und noch nie ist mir einer positiv in Erinnerung geblieben. Sie werden alle in derselben Schublade verstaut. Darauf steht wahrscheinlich: Fuck, schon wieder darauf reingefallen. Oder sowas ähnliches. Noch schlimmer ist, dass das hier ja nicht einmal ein “wahrer” Kettenbrief ist. Ich kann dir weder ein tolles Ereignis in der Zukunft versprechen, noch sollst du meinen Text kopieren und deine Freund*innen damit nerven und an ihren Aberglauben erinnern. Es ist frustrierend. Perlenkettenbrief. Was soll das überhaupt bedeuten? Klingt ein wenig wie Elite Partner – der Kettenbrief für Akademiker und Mailaccounts mit Niveau … Sicherlich hat diese ganze Aktion hier meinen Onlinestress ein wenig vergrössert. Immer musste ich meine Mails checken und hoffen, dass ich noch nicht an der Reihe bin. Wie die Mathestunden in der Primarschule hat es sich angefühlt. Jetzt ist es so weit gekommen und ich bin froh, dass ich es gleich hinter mir habe. Sorry, ich hoffe du hast mehr Spass bei der Sache. Ich habe mich entschlossen, diesen Kettenbrief wie alle anderen zu behandeln; abschicken und archivieren. 

Herzlich und ich geh mal wieder schlafen 

Der Name ist der Redaktion bekannt (und mir wahrscheinlich mehr als ihr)