Perlenkettenbrief Vol. 11
Gesendet: Sonntag, 31. Oktober 2021 um 14:24 Uhr
Manchmal fühle ich mich so, als stecke ich noch immer im Sumpf der Jugend fest. Seine klebrige Dramatik zieht mir an den Beinen und an einigen Tagen raubt sie mir beinahe den Stand. Die Jugend ist ein ewiger Schlund, feucht und zerklüftet. Doch wenn ein Licht in den Spalt bricht und mir die Haare wärmt, fühle ich umso mehr das Glänzen. Das sind die Momente, die ich nicht erwartete, die Erlebnisse, die ich mir nicht vorstellen konnte. Dann, wenn ich nicht denke, wenn mich der Sumpf trägt und es keine Rolle spielt, dass ich im Morast liege. Wenn alles egal ist. Mir scheint, dass in diesen Augenblicken ich eher Kind als jugendlich bin. Dass sich Konstrukte wie Wichtigkeit oder Erwartung erst mit der Zeit einschleichen, und meinen Horizont schmälern, diese Kluft bilden. Tag für Tag versuche ich heraus zu klettern, mühsam über die Mauern zu linsen. Und alle um mich herum waten in ihrem Tümpel wie ich, umringt von hohen Wänden, wollen das Selbe. Alle hoffen, dass sie das Licht trifft und fragen sich wie lange die Jugend noch dauert.