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N°1/2023
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Museumsbesuch als Hobby

Lange Jahre habe ich im Museum gearbeitet. Und was mache ich am Wochenende? Ich gehe ins Museum. Franziska Dürr, Studiengangsleiterin Weiterbildung an der HKB, über ein Hobby, das auch ein Beruf ist.

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Leiterin des Studiengangs CAS Kulturvermittlung/Museumspädagogik und Projektleiterin von TiM – Tandem im Museum.

Der Museumsgang ist eine meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen, eine Leidenschaft, ein Hobby. Ich schaue mir die unterschiedlichsten Sachen an und ich mache das nicht allein. Ich gehe mal mit meinem Mann, mal mit meiner Schwester, mit einer Freundin, mit einer Zufallsbekanntschaft. Ich lasse mir etwas empfehlen. Ich lasse mich mitziehen. Besonders würzig ist ein Museumsbesuch, wenn wir ins Kommentieren kommen über die Museumsobjekte, wenn wir assoziieren, werweissen oder gar eine Geschichte erfinden.

Museumsbesuch, was ist das? An diesem Punkt verbindet sich mein Hobby mit meinem Beruf. Als Kulturvermittlerin durfte ich zusammen mit dem Migros-Kulturprozent und der Beisheim Stiftung ein Projekt initiieren. Das Ziel war: Menschen aus verschiedenen Generationen miteinander in Kontakt zu bringen. Als Museumsfrau, aber auch als Privatperson, die leidenschaftlich gern ins Museum geht und dort schon so viele Menschen kennengelernt hat, kam mir die Idee: Menschen sollen animiert werden, zusammen ins Museum zu gehen und dort gemeinsam eine einfache Aufgabe zu lösen, so miteinander in Kontakt zu kommen und sich für das Hobby Museumsbesuch begeistern zu lassen. So ist 2013 GiM – Generationen im Museum entstanden. Zwei Gruppen aus unterschiedlichen Generationen kommen im Museum zusammen. In der Pandemie wurden aus den Gruppen einzelne Paare und aus GiM wurde TiM – Tandem im Museum.

TiM ist nahe bei meinem Hobby, mit dem es angefangen hat: mit jemandem in ein Museum zu gehen, zu meiner und zur Freude meiner Begleitung. Und oft macht meine Begleitung später mit ihren Bekannten weitere Entdeckungstouren im selben Museum. Für TiM suchen wir Menschen, die bereit sind, viermal im Jahr mit jemandem ins Museum zu gehen. Es sind Tausende, die das sowieso schon machen. Aber wir haben bis jetzt 260 Menschen gewinnen können, die neu – im Sinne eines gesellschaftlichen Engagements – ins Museum gehen.

Dank TiM wird ein Museumsbesuch zu einem Alice im Wunderland: Mit jemandem etwas erleben, das unbekannt und unerwartet ist. So erhält meine Freizeitbeschäftigung einen neuen Sinn und wird zu etwas gesellschaftlich Relevantem, das vernetzt, neue Beziehungen schafft und so den gesellschaftlichen Kitt stärkt. Wenn ich zum Beispiel mit meinem Coiffeur ins Museum gehe, wird nachher mein Bild von ihm ein anderes sein. Aus der Person, die meine Haare schneidet, wurde ein Beobachter, der im Museum einen sehr guten Blick für Frisuren hat. Ein Gesprächspartner, der mir eine neue Sichtweise auf Kunst eröffnet, die ich in all meinen früheren Besuchen noch nicht hatte. Und vielleicht geht er am nächsten Wochenende mit seiner Kollegin gemeinsam ins Museum, weil er nun einen Zugang gefunden hat, den auch er gerne mit jemandem teilen möchte.

Warum eigentlich Museumsbesuche? Bei einem Besuch im Museum geht es nicht ums Konsumieren. Es geht um eine innere Bereicherung. Ich schaue mir etwas an, es löst in mir etwas aus und es tut mir gut. Bei einem gemeinsamen Besuch können zwei Menschen diese Bereicherung miteinander teilen. Bei TiM unternehmen sie gemeinsam eine Entdeckungsreise zu den Objekten im Museum, sie stellen sich gemeinsam einer Herausforderung – nämlich dem Erfinden einer Geschichte –, sie teilen die Freude über den Austausch und darüber, dass sie die Herausforderung gemeistert haben. Die Herausforderung, sich auf sich selber und einen anderen Menschen einzulassen, kreativ zu sein und das Museum mit etwas Eigenem beschenkt zu haben.