Master of Advanced Studies Popular Music
Die Arbeitsrealität einer Mehrheit von Musiker*innen wird im 21. Jahrhundert massgeblich von den vielgestaltigen, unter dem Etikett des Populären subsumierten Musikformen bestimmt. Ob bei der Komposition, der Musikproduktion respektive Studio-Sessions oder Live-Gigs – populäre Musikformen dominieren die Nachfrage im Musikmarkt. Gleichermassen sehen sich Musikpädagog*innen in zunehmendem Ausmass mit Schüler*innen konfrontiert, deren musikalische Präferenzen weniger bei Mozart oder Miles Davis als vielmehr bei Lady Gaga oder Justin Bieber liegen.
Es sind insbesondere diese populärmusikalischen Gestaltformen, die weite Bereiche unseres öffentlichen wie privaten Lebens durchdringen und unseren Alltag als individuelle Soundtracks nicht nur begleiten, sondern mitgestalten. Von ihrer omnipräsenten Verwertung in audiovisuellen Medien und im Radio über ihren Einsatz in Einzelhandelsgeschäften und Restaurants bis hin zur Integration in DJ-Sets in Diskotheken und die Jogging- oder Barbecue-Playlist auf Spotify: Populäre Musik ist allgegenwärtig. Abgesehen von ihrer hohen soziokulturellen Relevanz, die unter anderem auf ihre medialen Qualitäten zurückzuführen ist – sie vermittelt zwischen Ratio und Irratio, zwischen Emotion und Kognition, zwischen innen und aussen –, besitzt populäre Musik als Motor der Musikwirtschaft eine ausserordentliche ökonomische Bedeutung.
Dessen ungeachtet erfahren populäre Musikformen in den künstlerisch-akademischen Ausbildungsstätten Europas bis heute eine vergleichsweise stiefmütterliche Behandlung und finden häufig kaum Eingang in entsprechende Curricula. In musik- oder kulturwissenschaftlichen Studiengängen ist die interdisziplinäre Popmusikforschung mittlerweile vielfach fest verankert. Die künstlerische Hochschulausbildung und -weiterbildung in populärer Musik stellt demgegenüber gegenwärtig noch den Einzelfall, die Ausnahme an Kunst- und Musikhochschulen dar. Insofern kann die Einführung des berufsbegleitenden Masters of Advanced Studies in Pop & Rock an der HKB durch den Pionier Immanuel Brockhaus im Jahr 2003 als absolutes Novum bezeichnet werden. Der Weiterbildungsstudiengang ist – auch in der Breite seines inhaltlichen Spektrums – bis dato ein Unikum in der zentraleuropäischen Hochschullandschaft. Neben der zeitgemässen, individuellen künstlerischen Förderung, die gleichermassen kompositorische, aufführungspraktische und produktionstechnische Inhalte integriert, steht die Vermittlung zukunftsorientierter musikpädagogischer Kompetenzen und musikwissenschaftlichen Know-hows im Fokus des Studiums. Letzteres zielt darauf ab, differenzierte Reflexions- und Kommunikationsfähigkeiten hinsichtlich des eigenen künstlerischen Schaffens und komplexer popmusikbezogener Phänomene zu entwickeln.
Ab Herbst 2021 werden wir das Weiterbildungsstudium unter dem Titel Popular Music durchführen. Wir wollen populäre Musik nicht als eine spezifische musikalische Gattung, sondern vielmehr als Sammelbegriff verstehen, der verschiedenste klangliche Phänomene beschreiben kann, die etwa als Hip-Hop, Dubstep, Indie-Rock oder House in Genres zusammengefasst werden. So basiert die Umbenennung des Masters zum einen auf dieser erweiterten Begriffsbestimmung und verweist zum anderen auf die prägende Bedeutung englischsprachiger und insbesondere afroamerikanischer Musik im Kanon populärer Musikkulturen. Mit ihrer hochwertigen technischen und musikalischen Infrastruktur bietet die HKB ideale Bedingungen für eine ganzheitliche Auseinandersetzung mit populärmusikalischen Gestaltformen, aktuellen Entwicklungssträngen populärer Musikkulturen und demgemäss die persönliche Entwicklung zum*zur Expert*in in Popular Music.
Fragen an Absolvent Benjamin Meichtry, 37, Primarlehrer aus Bern
Was war Ihre Motivation dafür, sich in populärer Musik weiterbilden zu wollen?
Seit meiner Kindheit spielt die Rock- und Popmusik eine entscheidende Rolle in meinem Leben. Das Musikmachen wie auch die vielfältige Auseinandersetzung mit Popmusik entwickelten sich zu einer grossen Leidenschaft und einem wichtigen Lebensinhalt. Ich studierte zuerst Tontechnik und wählte in meiner anschliessenden Ausbildung zum Primarlehrer an der Pädagogischen Hochschule den Studienschwerpunkt Musik. Schliesslich arbeitete ich 12 Jahre lang als Musiklehrer an einer Sekundarschule. In dieser Tätigkeit war wiederum die Pop- und Rockmusik ein zentraler Inhalt. Da ich mich nie zu einem reinen Musikstudium durchgerungen hatte, eignete ich mir viele Kompetenzen und Fertigkeiten zunächst autodidaktisch an. 2015 kam der Punkt, an dem ich mein Wissen mit dem Studium an der HKB festigen und erweitern und noch einmal richtig tief in die Pop- und Rockmusik eintauchen wollte. Ein weiterer Grund für die Weiterbildung war folgender: Als Primarlehrer mit einer Anstellung an der Sekundarschule verdiente ich wegen meines Abschlusses 10% weniger als ein*e «regulär» ausgebildete*r Sekundarlehrer*in. Mit dem Studium an der HKB konnte ich meinen Bachelor dahingehend aufwerten, dass ich nach Abschluss des MAS den Sekundarlehrer*innenlohn erhalten habe.
Welche Fähigkeiten konnten Sie im MAS erwerben oder entwickeln?
Ich habe gemerkt, dass ich doch vieles richtig angehe, was mich gestärkt hat. Das Studium hat, etwa durch die Auseinandersetzung mit der popmusikspezifischen Terminologie und klanglichen Strukturen, eine gewisse Klarheit in mein Wissen und musikalisches Denken/Schaffen gebracht. Weiter konnte ich mich auf meinem Hauptinstrument, dem E-Bass, und den Nebeninstrumenten Klavier, Gitarre und Schlagzeug, verbessern. Meine gesanglichen Fähigkeiten hat es ehrlich gesagt ziemlich durchgeschüttelt. Aber mir wurden viele Wege aufgezeigt, wie ich meinen Gesang verbessern kann. Enorm profitiert habe ich während der Entstehung, Entwicklung und Vollendung meines Songs. Dies beinhaltete das Komponieren, Arrangieren, Einspielen, Aufnehmen und Mixen eines Songs sowie das Planen und Durchführen einer Videoproduktion zum Song – alles in Begleitung kompetenter Dozent*innen. Dank diesem Prozess konnte ich mich in vielen Bereichen entwickeln.
Wie empfanden Sie den Austausch mit Ihren Kommiliton*innen?
Wir waren eine tolle Truppe. Ich fühlte mich wohl, wir konnten Spass haben, kreativ sein und einander auch unterstützen.
Wie liess sich das Studium mit Ihrer Berufstätigkeit vereinen?
In meinem Fall klappte das wunderbar. Ich konnte mein Pensum als Musiklehrer auf 80 % reduzieren, hatte dadurch den Freitag frei und konnte diesen für das Studium einsetzen.
Inwiefern entsprach die Weiterbildung Ihren Erwartungen?
Meine Erwartungen wurden erfüllt, teils sogar übertroffen. Ich traf auf professionelle, kompetente und umgängliche Dozent*innen, und das Wissen wurde meist in sehr ansprechender Form vermittelt.
Was haben Sie am MAS besonders geschätzt?
Den unkomplizierten, lockeren und dennoch professionellen Umgang mit den Dozent*innen, die Infrastruktur und die Stimmung innerhalb der Gruppe.
Welchen Einfluss hat das Studium auf ihre beruflichen Tätigkeiten?
Ich fühle mich durch das Studium als Musiker und Musiklehrperson gestärkt, da ich mein Wissen festigen und entwickeln konnte und mir dies eine hohe Kompetenz verleiht.
Würden Sie die Weiterbildung wieder machen?
Ja, ich würde die Ausbildung wieder machen, denn ich habe es wirklich sehr genossen, mich mit Pop- und Rockmusik in Form eines Studiums zu beschäftigen. Ich war und bin sehr stolz darauf, das Studium so gut gemeistert zu haben.
Wem können Sie die Weiterbildung empfehlen?
Die Ausbildung ist für all diejenigen geeignet, die sich umfassend, d. h. in möglichst vielen Aspekten mit der Pop- und Rockmusik beschäftigen wollen. Man kann sein bereits erworbenes Wissen festigen, anwenden, erweitern und sich ausprobieren. Man wird durch das Studium zu einer Art Allrounder*in in Sachen Pop- und Rockmusik. Man kann vom Studium nicht erwarten, dass man danach automatisch ein*e erfolgreiche*r, gesuchte*r, virtuose*r Musiker*in ist, aber man erhält einen Schlüssel, mit dem man die Türe zu diesem Weg öffnen kann. Für Musiklehrpersonen, an deren Schulen Popmusik eine wichtige Rolle spielt, kann ich das Studium empfehlen. Man erwirbt eine grosse Kompetenz in vielen Bereichen, was im Schulalltag hilfreich ist.