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N°4/2023
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Laura Imfeld

Sie hat ein CAS in Kultureller Bildung im Frühbereich absolviert: Laura Imfeld ist fasziniert, wie Kinder sich in kreative Tätigkeiten vertiefen können – auch solche, die sonst Konzentrationsprobleme haben.

Text

Kulturjournalistin in Bern

Können Kinder ab null Jahren Kultur geniessen? Laura Imfeld, die an der HKB Kulturelle Bildung im Frühbereich studiert hat, sagt: «Natürlich ist ein zwei Wochen altes Baby kein Zielpublikum. Aber es passiert sehr vieles im ersten Lebensjahr. Schon die Jüngsten sind kulturelle Wesen und machen sinnlich-ästhetische Erfahrungen.» Imfeld ist Projektassistentin bei Lapurla, einer nationalen Initiative, die «kreative Freiräume für Kinder von 0 bis 4 Jahren schafft». Mit dem Eintritt in den Kindergarten erhielten Kinder teilweise auch Zutritt zu kulturellen Institutionen. Zuvor sei alles Privatsache. Hier springe Lapurla in die Bresche. Es handelt sich dabei um ein Netzwerk aus Fachpersonen aus dem Bereich Gesundheit, Betreuung und Kultur. Institutionen werden von Lapurla – auch finanziell – unterstützt, ihr Angebot für die Jüngsten auszubauen.So hat etwa das Luzerner Sinfonieorchester mithilfe von Lapurla eine Konzertreihe zum Mitmachen und Mitspielen auf die Beine gestellt. «Wir liefern Expertise», so Imfeld über die weitere Rolle von Lapurla. Sie selbst kam ganz klassisch in den frühen Kunstgenuss: mit dem Weihnachtsstück des Berner Stadttheaters und dem Blockflötenspielen. In ihrem Elternhaus seien die Musik und das Theater wichtiger gewesen als die bildende Kunst. «Ich kann mich an ein Poster von Paul Klee, das bei uns hing, erinnern, aber kaum an Museumsbesuche.»

Foto: Tim Rod

Können Kinder ab null Jahren Kultur geniessen? Laura Imfeld, die an der HKB Kulturelle Bildung im Frühbereich studiert hat, sagt: «Natürlich ist ein zwei Wochen altes Baby kein Zielpublikum. Aber es passiert sehr vieles im ersten Lebensjahr. Schon die Jüngsten sind kulturelle Wesen und machen sinnlich-ästhetische Erfahrungen.» Imfeld ist Projektassistentin bei Lapurla, einer nationalen Initiative, die «kreative Freiräume für Kinder von 0 bis 4 Jahren schafft». Mit dem Eintritt in den Kindergarten erhielten Kinder teilweise auch Zutritt zu kulturellen Institutionen. Zuvor sei alles Privatsache. Hier springe Lapurla in die Bresche. Es handelt sich dabei um ein Netzwerk aus Fachpersonen aus dem Bereich Gesundheit, Betreuung und Kultur. Institutionen werden von Lapurla – auch finanziell – unterstützt, ihr Angebot für die Jüngsten auszubauen.So hat etwa das Luzerner Sinfonieorchester mithilfe von Lapurla eine Konzertreihe zum Mitmachen und Mitspielen auf die Beine gestellt. «Wir liefern Expertise», so Imfeld über die weitere Rolle von Lapurla. Sie selbst kam ganz klassisch in den frühen Kunstgenuss: mit dem Weihnachtsstück des Berner Stadttheaters und dem Blockflötenspielen. In ihrem Elternhaus seien die Musik und das Theater wichtiger gewesen als die bildende Kunst. «Ich kann mich an ein Poster von Paul Klee, das bei uns hing, erinnern, aber kaum an Museumsbesuche.»

Im Flow
Imfelds beruflicher Werdegang begann mit einem Studium der Sozialen Arbeit an der Berner Fachhochschule. Sie konzentrierte sich vorerst auf Erwachsene. «Ich habe auf der Notschlafstelle, mit Suchtkranken und von Obdachlosigkeit betroffenen Menschen gearbeitet.» Eine belastende Tätigkeit sei es gewesen, bei der es nur wenige Perspektiven auf Änderungen gebe. «Das hat irgendwann Frustration bei mir ausgelöst.» Wenn man mit Kindern arbeite, sei hingegen vieles noch offen und gestaltbar. «Es gibt enorm viel Potenzial.» Während ihrer Arbeit in einem Frauenhaus hatte sie mit gewaltbetroffenen Frauen und deren Kindern zu tun und stellte fest: «Ich weiss gar nicht viel über die Jüngsten.» Die Arbeit im Atelier machte ihr besonders viel Spass. «Ich bin da richtig darin aufgegangen.» Ganz unterschiedliche Materialien wie Karton, Verpackungen, Draht und Klebestreifen standen den Kindern zur Verfügung. Imfeld erlebte, wie die kleinen Künstler*innen in einen Flow kamen, die Zeit vergassen. «Es waren magische Momente.» Auch Kinder aus prekären Familienverhältnissen, die sich normalerweise schlecht konzentrieren konnten, hätten plötzlich ihr Potenzial entfaltet. «Kinder, die motorisch ihrem Alter hinterherhinkten, fanden plötzlich Superlösungen, entwickelten eine unglaubliche Geduld.»

Florierender Markt
Während ihrer Weiterbildung an der HKB lernte Imfeld unter anderem, wie man «kreative Prozesse von ganz jungen Kindern begleitet». Es ging darum, Angebote auf die Beine zu stellen, eine vermittelnde Funktion einzunehmen und Kontakte herzustellen. Und natürlich auch um die theoretischen Grundlagen der Entwicklung von Kleinkindern. Im Rahmen einer Aufgabe sollte schliesslich eine Selbsterfahrung eines kreativen Prozesses gemacht werden. In einer ersten Phase wurden die Studierenden aufgefordert, Material zu sammeln. Imfeld ging auf die Suche, machte erste Skizzen und hielt ihr Material fotografisch fest. Sie arbeitete mit kleinen Zeichnungen und Textfragmenten. «Ich hatte nie lange Zeit an einem Stück und bin auch keine Künstlerin», hält die Mutter eines Sechsjährigen fest. Am Ende entstand nichtsdestotrotz eine poetische Text- und Bildsammlung, bestehend aus losen Bezügen. Ihr Wissen aus dem Studium kann Imfeld auch als Co-Leiterin des Kunstateliers Kidswest umsetzen. Ganz im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention, die besagt, dass alle Kinder das Recht haben auf Ruhe, Freizeit, Erholung, Spiel und kulturelle Teilhabe, richtet sich Kidswest im berner Holenacker-Quartier an Kinder aus wenig privilegierten Elternhäusern. «Es ist in den letzten Jahren ein Bewusstsein dafür entstanden, dass Kinder eine Zielgruppe sein können», so Imfeld. Natürlich sei das auch ein florierender Markt.

Spiel mit Identitäten
Ihrem eigenen Kind versucht Imfeld ein möglichst breites Spektrum an Kultur aufzuzeigen. «Oper ist für mich weit weg, aber ich möchte auch da mal mit meinem Sohn hingehen.» Vieles ergebe sich aber auch ganz «by the way». «Wenn ich etwa eine Finissage in der Stadtgalerie besuche, nehme ich das Kind mit, ganz ohne Bildungsabsichten.» Im Atelier Kidswest entwickelt Imfeld unter anderem thematische Projekte, zu denen verschiedene Kunstschaffende eingeladen werden. Das Projekt «Alter Ego» etwa gab den Kindern die Möglichkeit, sich während mehrerer Wochen mit Identität und verschiedenen Rollen auseinanderzusetzen. Ausgehend von den Porträts der amerikanischen Kultkünstlerin Cindy Sherman wurde das Inszenieren als Kunstform unter die Lupe genommen. Ein Fotograf hielt die Verwandlungen der Kinder fest. Kidswest habe sich mit dem Tod der Gründerin Meris Schüpbach gewandelt, so Imfeld. Die 2022 Verstorbene sei selbst Künstlerin gewesen und habe mit den Kindern getanzt, gezeichnet und geschauspielert. Was bleibt, ist die gemeinsame Wertvorstellung: Kunst, Kultur und Teilhabe sind wichtig!