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N°2/2022
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KULT – die Studierendenagentur

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ist Cellistin, Regisseurin, Kulturmanagerin und Performerin. Sie leitet die Agentur KULT. Seit 2021 ist Kühne zudem für die HKB Synapse – ein Kompetenzzentrum für Künste in der Gesellschaft – zuständig.

 

Dejan Škundrić ist 23 Jahre alt und studiert im 4. Semester im Master of Arts in Music Pedagogy. Er ist Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe als Solist wie auch als Kammermusiker. Neben seinem Studium unterrichtet er Akkordeon an den Musikschulen Luzern und Region Gürbetal und spielt in verschiedenen Ensembles.

KULT – diese hochschulinterne Kulturagentur ist bislang einzigartig in der Schweiz: Sie vermittelt Studierende der HKB, besonders aus den Bereichen Musik, Theater, Performance, Rhythmik und Literatur, für Anlässe aller Art. Die Agentur gibt es seit 2004. Sie ist spezialisiert darauf, für feierliche Anlässe passende künstlerische Darbietungen anzubieten und in besonderen Fällen auch in Zusammenarbeit mit den Studiengängen massgeschneidert zu konzipieren. Von Apéros und Diplomfeiern über diplomatische Anlässe, Festivals, Workshops bis Jungfernfahrten von Zügen: KULT ist vielspurig.

Im Gegensatz zur klassischen Künstler*innen-Agentur bieten wir als Studierendenagentur ein stetig wechselndes Angebot, das geprägt ist von unseren aktuellen Studierenden mit ihren Bands, Ensembles und Projekten. So können wir auf Anfragen sehr flexibel reagieren. Wir übernehmen auch künstlerische Mandate und die Programmierung von Kulturreihen – zum Beispiel am diesjährigen Berner Stadtfest Ende Juni. Dann werden, organisiert durch KULT-Mitarbeiter Nicolas Wolf, das Bern Art Ensemble (Jazzstudierende und Dozent Django Bates) und das Klassikquartett Eos auf Bundes- und Waisenhausplatz zu hören sein. Mit KULT fördert die HKB auf direkte Weise die Berufspraxis ihrer Studierenden, welche so Auftrittserfahrungen sammeln und gleichzeitig ihr Studium mitfinanzieren können. KULT steht ein für faire Gagen, klärt auf, steckt transparent alle Rahmenbedingungen ab und berät die vielseitig interessierte Kundschaft bezüglich der künstlerischen Auswahl. Die Agentur übernimmt neben der Beratung auch die Buchung und die Vertragsabwicklung sowie die Anstellung der HKB-Studierenden für die erfolgreiche Durchführung der künstlerischen Dienstleistungen. Um ein passendes Angebot machen zu können, muss der Rahmen einer Veranstaltung abgesteckt werden: wo, wann, wie lange, welche Sparte, im Hintergrund oder Mittelpunkt, aus dem Repertoire oder massgeschneidert, mit welchem Kostendach? Sobald diese Bedingungen geklärt sind, werden persönlich und spezifisch zugeschnittene Vorschläge gemacht, Links zu Videos oder Streamings sowie weitere Informationen zu den Künstler*innen an die Auftraggebenden versendet. Nach Auswahl durch die Kundschaft wird die Verfügbarkeit geklärt – und bei positivem Bescheid werden die Verträge erstellt und versendet. Nach dem Engagement werden die Rechnungen gestellt und die Gagen über die BFH ausgezahlt. Abschliessend erfolgt ein Feedback an die Studierenden. Wer selbst erlebt hat, wie wackelig sich der Boden ausserhalb des geschützten Rahmens einer Kunsthochschule anfühlen kann, weiss: Es gilt, bereits während des Studiums ein Netzwerk aufzubauen, bereits im Studium Fragen nach dem Zielpublikum zu stellen und das eigene Profil zu erweitern und zu schärfen. Genau darin unterstützt die KULT-Studierendenagentur Musik-, Theater- und Vermittlungsstudierenden. Besonders im performativen Bereich geschieht nach zwei Jahren Pandemie nun vieles wieder live. Während der letzten zwei Jahre wurden aber auch neue analoge und digitale Formate entwickelt, getestet und erfolgreich durchgeführt. Diese ermöglichen es Menschen mit Beeinträchtigungen oder in besonderen Lebenslagen, ebenfalls am Kulturleben teilzunehmen. Für die Kundschaft von KULT lohnt es sich – sie kann mitgestalten, erlebt einzigartige Zugänge zur Kultur, fördert den Nachwuchs und kann zu einem lebendigen und nachhaltigen Kulturleben in der Schweiz beitragen. Und auch die Studierenden können die «Wirksamkeit» ihrer Ausdruckskraft am Publikum messen und sich mit diesem im Anschluss austauschen.

 

 

Claudia Kühne im Gespräch mit Dejan Škundrić, Akkordeonist und Student an der HKB

Woher kennst du die KULT-Studierendenagentur und was war deine Motivation, dich bei uns zu bewerben?
Die Agentur wurde mir von meinen Mitstudierenden empfohlen. Mir ist es sehr wichtig, dass ich während des Studiums mein eigenes Geld verdiene und mir hier ein Netzwerk aufbaue. Als ich mich 2018 bewarb, war ich ganz neu in der Schweiz und ich hatte kurz darauf meinen ersten Soloauftritt hier, vermittelt über KULT – und war sehr aufgeregt. Ich konnte noch nicht gut Deutsch sprechen und hatte Respekt vor den neuen Auftrittserfahrungen. Das Schweizer Publikum ist etwas anders als das in meiner Heimat Serbien, es wünscht sich andere Musik und ist doch sehr offen für verschiedene Stile.

Du fandest in den vergangenen Jahren viele Engagements dank KULT. Oft fragen dich Kund*innen auch wiederholt an. Wie erklärst du dir das?
Zuerst einmal ist es wichtig, zu realisieren, dass die Engagements bei KULT meistens Feierlichkeiten betreffen. Ob dies nun eine Preisverleihung, ein Privatfest oder eine Diplomfeier ist – oft werden diese monatelang geplant und organisiert. Wenn ich an einem solchen Anlass spielen kann, gebe ich dabei alles und bereite mich perfekt vor. Denn ich weiss: Diese Menschen haben viel für die nächsten ein bis zwei Stunden investiert. Ich überlege genau, in welchem Kontext ich mich befinde und welche Musik dazu passt, aber auch welche Kleidung. Meist ergibt sich im Anschluss die Möglichkeit, mit den Anwesenden zu sprechen. Jeder Anlass ist einzigartig, hat ein besonderes Publikum, einen speziellen Raum und einen eigenen Rahmen; das interessiert mich sehr. Und ich möchte deshalb immer in Kontakt treten, mich unterhalten und neue Menschen kennenlernen. Die Menschen interessieren sich meist ebenso sehr für uns Musiker*innen und möchten mehr darüber wissen, wie wir leben, arbeiten und studieren. Dieser Austausch, ob er nun mit BFH-Studierenden an einer Diplomfeier oder mit Wissenschaftler*innen oder Menschen aus der Politik stattfindet, ist für mich fast genauso wichtig wie der musikalische Teil. Wir Musiker*innen sollten über den eigenen Tellerrand schauen und uns mit unserem Publikum unterhalten. Das erweitert nicht nur den Horizont, sondern gibt auch wichtige Feedbacks zu unserer Musik.

Wie hat sich dein Profil als vielseitiger Musiker durch KULT weiterentwickelt?
Ich bin glücklicherweise in Serbien mit Weltmusik aufgewachsen, das Wechseln zwischen Stilen fällt mir also sehr leicht. Aber ich konnte durch KULT viele zusätzliche Erfahrungen sammeln. Durch die Engagements erhielt ich viel Bühnenerfahrung und konnte einen Teil meines Lebensunterhalts verdienen. Ich lernte, besser Deutsch zu sprechen, und es fiel mir immer leichter, auf Menschen zuzugehen. Zudem spielte ich in den verschiedensten Zusammensetzungen und konnte in den unterschiedlichsten Sälen in und um Bern auftreten. So fand ich neue Kolleg*innen und ein sehr grosses Netzwerk von Menschen, die mir teils bis heute freundschaftlich wie beruflich verbunden sind.

Welche Tipps hast du für Studierende im Hinblick auf die KULT-Studierendenagentur? Wie können sie erfolgreich vermittelt werden?
Wichtig ist, dass Studierende die Engagements professionell angehen, zuverlässig sind und sich sehr gut vorbereiten. Wichtig ist auch, dass sie stilistische Offenheit mitbringen und sich darauf einlassen, in unterschiedlichen Ensembles zu spielen. Denn so haben sie die Möglichkeit, sich künstlerisch weiterzuentwickeln, und es wird für sie spannend. Ausserdem ist es sicher nötig, gutes Demomaterial zu haben, damit sie vermittelt werden können. Wenn die Studierenden kommunikativ sind, sollten sie unbedingt den Anlass dazu nutzen, sich mit ihrem Publikum auf Augenhöhe zu unterhalten – denn dann profitieren sie am meisten.