Kolloquium Rassismus in der Kunst
Am 9. Oktober 2023 versammelten sich Studierende und Fachleute aus den Bereichen Konservierung, Restaurierung, Politik und Kultur zu einem Kolloquium an der HKB. Dieses widmete sich der Abnahme eines Wandbilds mit rassistischen Darstellungen im Schulhaus Wylergut in Bern und den daraus resultierenden Fragen zu einer zeitgenössischen Erinnerungskultur.Das Wandbild aus dem Jahr 1949 zeigt ein Alphabet, das die Buchstabenabfolge durch die Verwendung von Gegenständen sowie die Illustration von Tieren und Pflanzenarten veranschaulicht. Es zeigt jedoch auch drei stereotype Darstellungen von Menschen, die jeweils einen chinesischen, einen afrikanischen und einen amerikanisch-indigenen Hintergrund repräsentieren. Das Kunstwerk stammt von den Künstlern Eugen Jordi (1894–1983) und Emil Zbinden (1908–1991) und spiegelt die Denkweise und die Kultur jener Zeit wider, in der Menschen oft nach ihrer Hautfarbe kategorisiert wurden.Das Kolloquium bot viel Platz zur Reflexion über den Umgang mit Kunstwerken im öffentlichen Raum und in Bildungsinstitutionen, die diskriminierende Inhalte transportieren. Speziell wurden Herausforderungen und Chancen zur Abnahme und Translozierung des Wandbilds diskutiert und im Kontext zu einem zeitgemässen Umgang mit solchen problematischen Darstellungen erörtert. Diskutiert wurden zudem Standards für die Erforschung der Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von Kunstwerken mit diskriminierendem Inhalt. Auch wurden Anpassungen in bestehenden Richtlinien und Codices erörtert, um einen angemessenen Umgang mit diesen Werken zu ermöglichen.Die Veranstaltung betonte die Notwendigkeit neuer Diskurse und Forschungsansätze v.a. auch in der Konservierung und Restaurierung, um zeitgemässe Lösungen zu finden. Dabei wurde betont, dass eine breite Interdisziplinarität erforderlich ist, um die Erinnerungskultur der Zukunft zu gestalten. Auch die Frage, welche Akteur*innen befähigt sind, diese Diskurse aktiv zu gestalten und umzusetzen, wurde erläutert.