Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualiseren Sie auf Edge, Chrome, Firefox.
N°2/2025
i

Katharina Gieron

Sie war eine begeisterte Hockeyspielerin – bis sie Film und Theater für sich entdeckt hat. Aktuell macht die Schauspielerin Katharina Gieron ihren Master an der HKB. Im Gespräch verrät sie, warum Schauspiel Teamsport ist und welche Rollen sie besonders herausfordern. 

Text

Kulturjournalistin in Bern 

«Ich habe mit vier Jahren angefangen, Hockey zu spielen», so die Schauspielerin Katharina Gieron. Ihre Mutter sei mehrfache deutsche Meisterin gewesen in diesem Sport. Doch als eine Mitspielerin ihr erzählte, dass sie als Statistin agiert habe, wurde Gieron hellhörig. Sie wollte auch Theater spielen und bewarb sich für eine Jugendschauspieltruppe in Köln. «Ich war ein richtiges Actionkind», so Gieron. Fünf Mal pro Woche spielte sie Hockey, einmal pro Woche schauspielerte sie. «In Alice im Wunderland spielte ich den Boden», erinnert sie sich. Für ihr Kostüm nähte die Mutter ein Stück Kunstrasen, den sie dem Hockeyfeld entnommen hatte, mit ihrem Kleid zusammen.  

Gibt es Parallelen zwischen Hockey und Schauspiel? «Unbedingt», findet Gieron. Schauspiel sei definitiv ein Teamsport. «Du bist ein kleines Rad in einem Getriebe, bestehend aus Maske, Text, Dramaturgie, Regie, Technik und Kostüm. Nur im Zusammenspiel ist man erfolgreich.» Mit 15 spielte sie in der Actionserie Alarm für Cobra 11, die seit 1996 ausgestrahlt wird. Katharina spielte die Tochter eines Mannes, der einen Mord begangen hatte, wofür allerdings ihre Mutter verhaftet wurde. 

2018 erhielt sie den Part der Hannah Lorenz in der TV-Soap Freundinnen – jetzt erst recht. Sie sei dankbar für die Erfahrung, auch wenn kaum Zeit für tiefer gehende Rollenentwicklung blieb. «Wir haben bis zu 17 Szenen am Tag gedreht.», so die 1999 in Hamburg geborene Schauspielerin. «Hannah ist eine Kleinmädchenfigur, mit der ich nicht viel gemeinsam habe.» Dass andere sich mit ihrer Figur identifizieren konnten, merkte die Schauspielerin in den sozialen Netzwerken. Einige Zuschauer*innen konnten nicht zwischen ihr als Mensch und ihrer Rolle unterscheiden und schrieben ihr Dinge wie: «Hey Hannah. Das, was Britta heute mit dir gemacht hat, finde ich gar nicht in Ordnung.»  

Im Kinofilm Gut gegen Nordwind (2019) konnte sie sich schliesslich an einem Casting durchsetzen und erhielt eine Nebenrolle. «Man wartet sehr lange, bis man schliesslich angerufen wird und zu einem zweiten Treffen eingeladen wird.» Gut gegen Nordwind ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Daniel Glattauer. Der Roman besteht aus E-Mails, die zwischen einem Mann und einer Frau, die sich noch nie gesehen haben und sich trotzdem ineinander verlieben, hin- und hergeschickt werden. Gieron spielte die Tochter der Frau, die zwischen ihrer Realität als verheiratete Frau und ihrer Traumwelt, in der sie dem Fremden schreibt, hin- und hergerissen ist.  

Leiche im kalten Wasser
Nicht alle Rollen sind angenehm. Im TV-Thriller Kaltes Blut – Julia Durant ermittelt spielte Gieron das Opfer. «Ich wurde entführt, gefesselt und am Ende ertränkt», so Gieron. Zwei bis drei Stunden musste sie zuerst in kaltem Wasser liegen und schliesslich in der Pathologie, wo man ihr einen sogenannten Y-Schnitt auf den nackten Körper schminkte. Geduld brauche es auch bei Casting-Prozessen. «Du bekommst viel Ablehnung.»  

Gieron hatte auch Momente, in denen sie aufgeben wollte, mit einem Studium der Humanbiologie liebäugelte. Doch dann kam prompt ein Rollenangebot – dieses Mal aus dem Bereich Theater –, das ihr neues Selbstvertrauen gab. Die deutsche Regisseurin Charlotte Sprenger bot ihr die Rolle eines Todesengels in einer Inszenierung von Thomas Manns Der Zauberberg an. Gieron hatte zu dieser Zeit bereits während zweier Jahre an der privaten Schauspielschule Der Keller in Köln studiert. Sprenger war es, die sie auf die Ausbildungsmöglichkeiten an der HKB aufmerksam machte. Die Qualität an der HKB sei einzigartig, die eigene künstlerische Entwicklung erhalte viel Raum. «Du bist hier keine Marionette, sondern konzipierst dein eigenes Stück», so die Schauspielerin. Gemeinsam mit Kolleg*innen entwickelte sie im Rahmen des Bachelorstudiengangs ein Stück über Hexen. «Wir haben eine Kletterfirma beauftragt, damit unsere Hexen tatsächlich den Anschein erweckten, fliegen zu können.»  

Auch ausserhalb der Schule konnte sie Bühnenerfahrung sammeln. Im Rahmen des HKB-Schauspielstudios erhielt Gieron einen Platz am Theater Basel. Dort spielte sie etwa in Die Schneekönigin das tapfere Mädchen Gerda, wobei sie auch Texte und Lieder mitentwickelte. Am Theater gefällt ihr die Vielfalt. Ihren Master macht Gieron jetzt allerdings im Bereich Film. Der Studiengang Expanded Theater wurde durch Acting for Screen & Digital Media abgelöst, da es im Bereich Film mehr Jobmöglichkeiten gibt. «Ich bin sehr happy über die Lern- und Begegnungsmöglichkeiten», so Gieron. An sogenannten Begegnungstagen käme auch mal hoher Besuch. So sei etwa der Art-House-Schauspieler Franz Rogowski vorbeigekommen, um aus seinem Berufsalltag zu erzählen und über verschiedene Schauspiel-Techniken zu sprechen.  

In drei Semestern ist Gierons Studium beendet. Dann gilt es, am grossen Abschluss-Vorsprechen teilzunehmen. 200 Bewerbende aus 19 Schulen buhlen dabei um einige, wenige Jobs. «Du hast zehn Minuten Zeit, um zu zeigen, was du während des Studiums gelernt hast.» Gieron hat ein Stück vorbereitet, in dem sie gemeinsam mit einer Mitstudentin Billy Wilders Komödie Eins, zwei, drei auf zehn Minuten zusammengedampft hat.