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N°1/2022
i

Kartoffel

Fotografie

Absolvent Master Art Education

Adhihetty schafft «sous terrain» entgegen jeglicher Intuition ein Biotop für tropische Setzlinge. In einem Gefüge von Abhängigkeiten kompensiert er die Abwesenheit von natürlichem Licht in seinem Labor durch LED-Panels, eine Infusion versorgt Avocadokern, Süsskartoffel und Ingwerwurzel mit Wasser. Dieses neue artifizielle Gleichgewicht verlangt nach konstanter Involvierung in Prozesse, die sich in ihrer natürlichen Umgebung selbst regulieren. «Ich habe eine Pflanze gezogen. Kann ich deswegen über sie verfügen?» Adhihetty schafft eigenartige Hybride durch die Kreuzung von Pflanzensorten. Diese gewaltsamen Verformungen lassen an das Machtgefälle denken, welches jede Art von Ausbeutung – auch jene der Natur – bedingt: Die vermeintliche Überlegenheit über das Andere. Lassen wir uns auf Adhihettys Bilder ein, bleiben wir für einen Moment alleine mit der Pflanze, mit dem Berg und mit der Frage nach Diversität und ihrem Verlust. Solange der Mensch existiert, hat er Einfluss auf die Natur. Was bliebe, wenn wir unser eigenes Habitat zerstörten? Wir würden verschwinden. Ökosysteme würden sich regulieren, auf bekannte oder unbekannte, ungeahnt resiliente Weise. «Seit wann nimmt sich der Mensch als Fremdkörper in der Natur, also abgespalten von ihr, wahr?» Und was passierte im Gegensatz dazu, wenn wir uns wieder als Teil der Vielfalt verstünden? Wir sind hier. Und nun? Wie ein neues Bewusstsein entwickeln für das, was uns umgibt? Für das, was uns bleibt? Adhihettys Bildwelt hinterfragt die Hierarchisierung im Blick auf das Andere. Und lädt dazu ein, das Eigene im Anderen wieder zu erkennen.
Auzug aus dem Ausstellungstext, «Freispiel» 2021, Kunstmuseum Solothurn