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N°1/2021
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«Es handelt sich um einen Prozess radikaler Aufskalierung.»

Der südhessische Zukunftsforscher Alfons Sentker über mangelnden Schlaf.

Interview

Alfons Sentker, Sie sind Zukunftsforscher. 
Ja, aber kein sehr erfolgreicher. 

Sie meinen, die von Ihnen prognostizierten Megatrends treffen in der Regel nicht ein?
Das ist korrekt. 

Nennen Sie uns ein Beispiel. 
Nun, ich war etwa um die Jahrtausendwende felsenfest von einer Rückkehr des Paartanzes überzeugt.  

Sie glaubten an ein breites Retro-Phänomen?
An eine neue Welle der Standardtänze. Sie sind jedoch eine Randerscheinung geblieben. 

Was hatte Sie zu dieser Vorhersage veranlasst?
Ich und mein Team hatten beobachtet … 

Sie arbeiten in einer Gruppe?
Ich habe derzeit vier Angestellte.   

Was hatten Sie beobachtet?
Uns war im Strassenbild eine Häufung von Zweiergruppen aufgefallen, aufkeimende Duo-Konstellationen. Andeutungen dialogischer Verhältnisse. 

Welche Region hatten Sie untersucht?
Vornehmlich meine Heimatstadt Badweiler. Wir gingen aber von einer gewissen Übertragbarkeit unserer Studie aus. Das ist in der Zukunftsforschung gar nicht anders möglich. 

Sie spüren den Trend an seiner Wurzel auf … 
… und berechnen seinen weiteren Verlauf, richtig. Es handelt sich um einen Prozess radikaler Aufskalierung. 

Herr Sentker, von wem erhalten Sie eigentlich Ihre Aufträge?
Aufträge erhalte ich keine, weil meine Prognosen … 

Gewiss, sie sprachen bereits davon. Wie finanziert sich denn Ihr Institut? 
Ich halte Vorträge. Vornehmlich sind es mittelständische Unternehmen, die meinen Rat suchen und mich zur Kaderschulung einladen. 

Worüber berichten Sie dort? 
Über meinen Beruf: die Zukunftsforschung.  

Wie genau würden Sie Ihre Kompetenz beschreiben?
Es handelt sich um ein ganzes Bündel an Kompetenzen, aus der Soziologie, der Psychologie und der Mathematik. Auch Intuition spielt eine Rolle. Das Einfühlungsvermögen natürlich. Und schliesslich muss man … 

… auf Draht sein, nicht wahr?! Immer auf Achse.
Haha, das will ich meinen. Geschlafen wird nicht viel. 

Was liegt denn derzeit so in der Luft?
Ich denke, jetzt kommen die Paartänze wirklich zurück. 

Keimen die Duo-Konstellationen in den Strassen neuerlich auf?
In Fussgängerzonen, auf Bahnsteigen, wohin man nur sieht – oder sagen wir, wohin ICH sehe, denn normale Menschen nehmen das erst sehr viel später wahr.