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N°3/2021
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Certificate of Advanced Studies Kulturelle Bildung

Der CAS Kulturelle Bildung ist in der Schweiz einzigartig. 2013 als Pilotvorhaben lanciert, ist die berufsbegleitende Weiterbildung aufgrund ihrer Zielgruppenorientierung und ihres mittlerweile breiten Wirkungsgrades eine Erfolgsge-schichte. Es ist gelungen, mit der aus dem CAS heraus entwickelten Publikation Ästhetische Bildung und Kulturelle Teilhabe – von Anfang an (HKB und Netzwerk Kinderbetreuung Schweiz, 2017) die gesellschaftliche Relevanz frühkindlicher ästhetisch-kultureller Bildung zu thematisieren. Obwohl das Recht auf Teilhabe am kulturellen und künstlerischen Leben sowie das Recht auf freies Spiel in Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention expliziert ist, sind wir von seiner flächendeckenden Einlösung noch weit entfernt. 

Text

Studienleiterin und Dozentin CAS Kulturelle Bildung, Co-Leiterin Lapurla 

Der Kulturbereich hat Kinder von null bis vier Jahren selten auf dem Radar, genauso wenig wie die Auseinandersetzung mit und der Zugang zu Kunst und Kultur selbstverständlicher Bestandteil frühkindlicher Einrichtungen oder alltäglicher Lebenswelten junger Kinder ist. In der Schweiz gibt es im Vorschulbereich weder etablierte Strukturen noch Fördermittel, weil Bildung offiziell erst mit dem Kindergarteneintritt beginnt. Der CAS Kulturelle Bildung füllt diese Lücke mit einer Innovation: Er richtet sich gleichzeitig an Fachpersonen aus Bildung, Kultur und Sozialem, um sie für die gemeinsame Pionierarbeit an den zu schaffenden Schnittstellen zu qualifizieren und sie füreinander fruchtbar zu machen. Basierend auf den kunstpädagogischen Bausteinen und politischen Forderungen der erwähnten Publikation, hat die HKB 2018 – in gemeinsamer Trägerschaft mit der Abteilung Soziales des Migros-Kulturprozent – die nationale Initiative Lapurla ins Leben gerufen. Diese ist curricular mit dem CAS Kulturelle Bildung verknüpft. Lapurla hat seither anhand von 22 Modellprojekten aufgezeigt, dass Kinder unter vier Jahren in hohem Masse kulturell teilhaben können und wollen, sofern die Settings ihren spezifischen Bedürfnissen gerecht werden. Die Erfahrungen und Erkenntnisse der Pilotphase 2018 – 2021 wurden im Rahmen der ersten nationalen Tagung von Lapurla im Mai 2021 präsentiert.

Foto: Karin Kraus

Als wesentlich hat sich die transdisziplinäre Zusammenarbeit von elementarpädagogischen Fachpersonen, Kunstschaffenden und Kulturvermittelnden erwiesen. Dazu gehört nebst der gemeinsamen Entwicklung von Settings auch die Begleitung der Kinder. Deshalb richtet sich der CAS Kulturelle Bildung – 2020 von der BFH für den CS Award for Best Teaching nominiert – auch weiterhin ausdrücklich an pädagogische Fachpersonen aus dem Frühbereich. Diese Berufsgruppe gehört sonst nicht zu den Adressaten von Kunsthochschulen und hat erst wenig Qualifikationsmöglichkeiten auf Tertiärstufe. Und er richtet sich ebenso dezidiert an Kunstschaffende, Kultur- und Musikvermittelnde, die sich der Zielgruppe Kinder 0 bis 4 zuwenden wollen. Diese Altersgruppe erweist sich als regelrechte Inspirationsquelle und macht deutlich, wie viel wir von den Jüngsten noch lernen können. Sie bietet nicht nur vielfältigste Inspiration für die Auseinandersetzung mit der Welt, sondern eröffnet neue Wege partizipativer Kunst- und Kulturvermittlung, auch für den schulischen Bereich. Es ist darum kein Zufall, dass vermehrt Lehrpersonen den CAS Kulturelle Bildung absolvieren – weil es im Kern um eine Grundhaltung geht, die Gültigkeit für alle Altersstufen hat. Um künftig als wichtige Inkubator- und Multiplikator*innen in der Praxis wirken zu können, erarbeiten sich die Studierenden ein wissenschaftlich fundiertes Argumentarium. Individuelle Biografiearbeit im Kontext gesellschaftlicher Konventionen, das Reflektieren eigener ästhetischer Erfahrungen und kreativer Prozesse sind wichtige Bausteine des auch praktisch transdisziplinär ausgerichteten Studiums. Anfang September 2021 startet bereits der 8. Lehrgang, eingebettet ins neu gegründete Netzwerk Lapurla.