Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualiseren Sie auf Edge, Chrome, Firefox.
N°4/2022
i

Certificate of Advanced Studies – InterActing

Professionelles Schauspielhandwerk im Ausbildungskontext einsetzen, dabei Theorie und Praxis verbinden und neue Anwendungsgebiete erschliessen.

Interview

Sibylle Matt Robert studierte Schauspiel an der Schauspiel-Akademie Zürich (heute: Zürcher Hochschule der Künste) und arbeitete während zehn Jahren als Schauspielerin an diversen Theatern in Deutschland und der Schweiz. Während zwanzig Jahren hat sie den Bereich Kommunikationstraining an der Berner Fachhochschule Gesundheit aufgebaut und geleitet. Für den Einsatz von Kommunikationstrainings in der Lehre unter Einbezug von Forschung, Weiterbildung und Dienstleistung wurde sie 2014 mit dem Credit Suisse Award for Best Teaching ausgezeichnet. Seit 2022 leitet sie die Abteilung Weiterbildung der Hochschule der Künste Bern (HKB).

Darstellende sind es gewohnt, auf der Bühne komplexe Situationen und Beziehungen aufzubauen. Sie können auf Spielpartner*innen eingehen und glaubwürdige Figuren darstellen. Auch in emotional geladenen Momenten des Spiels sind sie sich immer bewusst, dass sie spielen. Sie behalten die Kontrolle und gestalten das Geschehen.

Foto: Eleni Kougionis

Diese Fähigkeiten werden zunehmend auch in weiteren Anwendungsgebieten gewinnbringend eingesetzt. In vielfältigen Aus- oder Weiterbildungen trainieren Schauspieler*innen mithilfe zielgerichteter Rollenspiele das Kommunikationsverhalten von Menschen. Somit bilden ihre schauspielerischen Kompetenzen die Grundlage für die Gestaltung möglichst realitätsnaher Simulationen. Als Kommunikationstrainer*innen ermöglichen sie den Interaktionspartner*innen intensives, praxisnahes und erlebnisreiches Lernen. Das kommunikative Verhalten in einer Simulation will bewusst gestaltet und reflektiert sein. Kommunikationstrainer*innen kombinieren ihre künstlerischen Fähigkeiten mit grundlegendem Wissen aus der Kommunikationstheorie. Der CAS befähigt Absolvent*innen, Trainings mit unterschiedlichen Zielsetzungen auf hohem Niveau zu konzipieren und durchzuführen.

Dieser Kurs richtet sich an professionell arbeitende darstellende Künstler*innen, die einen Hochschulabschluss besitzen oder eine adäquate Ausbildung absolviert haben. Bei entsprechender Berufserfahrung sind auch Aufnahmen sur dossier möglich. Die Teilnehmenden erschliessen sich ein neues Berufsfeld oder möchten ihre bisherige Tätigkeit als Rollenspieler*innen fundierter ausüben können. Ein wichtiger Benefit eines Weiterbildungskurses ist zudem, das eigene Netzwerk zu erweitern. Im Hinblick auf das lebenslange Lernen bietet dieses Angebot eine der wenigen Weiterbildungsmöglichkeiten mit formalem Abschluss für Darstellende an einer Schweizer Hochschule.

Die im CAS InterActing vermittelten Kompetenzen basieren auf Erkenntnissen einer interprofessionellen Forschungszusammenarbeit der HKB mit der BFH Gesundheit. Das Projekt Schauspielerisches Praxiswissen – Kompetenzen professioneller Schauspieler*innen in Kommunikationstrainings im Gesundheitsbereich untersuchte aus verschiedenen Perspektiven, welche Haltungen und Fertigkeiten bei Kommunikationstrainer*innen zentral sind, damit sie wirksame Trainings gestalten können.

Die Ausbildung ist modular aufgebaut und nach thematischen Schwerpunkten gegliedert. Die definierten Lernziele der jeweiligen Kurstage und Module sind miteinander vernetzt.

 

 

Im Gespräch mit der Absolventin Julie Bräuning

Was haben Sie besonders geschätzt am CAS?
Den überzeugenden und aktuell relevanten Inhalt des Studiums, die Kompetenz und Transparenz der Dozent*innen und den wertschätzenden Umgangston von A bis Z.

Welches Erlebnis während der Weiterbildung hat Sie besonders geprägt?
Für mich war dies der Moment, als eine Dozentin gesagt hat: «Wir kommunizieren so mit euch, wie wir uns wünschen, dass ihr später als Kommunikationstrainer*innen kommuniziert.» Hierbei ging es um Transparenz. Also wenn ich zum Beispiel sage: «Ich habe jetzt gerade den Faden verloren …», ist das ein Zeichen von Transparenz, von Kompetenz und von Stärke. Ich tue nicht so, als ob es keine Schwierigkeiten gäbe, sondern wenn eine Schwierigkeit oder eine Störung auftaucht, mache ich das transparent. Wenn ich eine Unsicherheit verspüre, möchte ich mich nicht als allwissend hinstellen, sondern gebe offen zu, dass ich nachfragen oder nachlesen muss. Diese Einstellung hilft auch den Zuhörenden, denn so müssen diese nicht zwischen den Zeilen lesen. Ich nehme diese Erkenntnis mit in meinen Unterricht und gebe sie an meine Studierenden weiter.

Wenn Sie in die Zukunft blicken, was kommt Ihnen in den Sinn zum Stichwort Weiterbildung? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Für mich ist bereits das eingetroffen, was ich mir erwünscht hatte. Unsere Klasse vom CAS InterActing 2019 ist nach wie vor in Kontakt und im Austausch. In dieser Gruppe haben wir uns vor einiger Zeit dieselbe Frage gestellt. Ich wünschte mir, dass ich an ein bis zwei Hochschulen zu kleinen Pensen unterrichten kann. Inzwischen ist das eingetroffen und ich unterrichte mittlerweile an drei Hochschulen in unterschiedlichen Formaten. In fünf Jahren möchte ich gerne weiterhin an diesen drei Hochschulen unterrichten und weiter an Sicherheit und Erfahrung gewinnen. Dabei ist mir wichtig, die Weiterbildung Kommunikationstrainerin mit meinem Herkunftsberuf Schauspielerin zu verbinden und diese Synergie stetig auszubauen.

Was hat Sie während der Weiterbildung überrascht? Gibt es da ein Erlebnis, welches Sie geprägt hat?
Mich hat weniger ein Ereignis geprägt, sondern eine Erkenntnis. Ich war berührt, was es mit mir macht, wenn mit mir so kommuniziert wird, wie es in diesem CAS durchgehend praktiziert wurde. Die Kommunikation war stets wertschätzend, ressourcenorientiert, stärkend und gewaltfrei. Ich habe gemerkt, dass diese Art von Kommunikation, die ich so erfahren habe und sozusagen am eigenen Körper erlebt habe, mich positiv beeinflusst. In diesem CAS wurde mir nochmals bewusst, wie wichtig mir diese Art der Kommunikation ist. Sodass ich sie zu meiner beruflichen Haltung deklariert habe, welche ich immer weiter ausbauen möchte.

Mit was beschäftigen Sie sich aktuell beruflich?
Einerseits beschäftige ich mich mit der Rolle einer Dozierenden an verschiedenen Hochschulen, was für mich noch neu ist. Nun bin ich Trainerin bzw. Dozentin und eine Person, die Wissen weitergibt. Ausserdem beschäftige ich mich mit dem Thema, dass es immer weitergeht. Ich möchte mich stets weiterbilden, fit bleiben und verstehen, wo die Studierenden der jüngeren Generation stehen.

Des Weiteren interessiert mich die Verbindung meiner beiden Berufe, Schauspielerin und Kommunikationstrainerin. Hier bin ich auf der Suche danach, wie ich meine Berufserfahrung als Schauspielerin und mein Wissen als Kommunikationstrainerin weiter vereinen kann. Wo gibt es überall Bereiche, die sich da gegenseitig befruchten? Ich bin überzeugt, dass diese beiden Felder einander enorm bereichern können.

Wem würden Sie den CAS weiterempfehlen?
Ich empfehle den CAS allen Theaterschaffenden, die nach einer Möglichkeit suchen, ihr Berufsfeld zu erweitern, und sich für wertschätzende, stärkende und ressourcenorientierte Kommunikation interessieren.