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N°3/2022
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Antoinette Ullrich

Sie studiert an der HKB Expanded Theater und bereitet sich gerade auf ein wichtiges Vorsprechen vor, an dem sie unter anderem die Figur Elektra spielen will: Antoinette Ullrich im Gespräch.

Text

Hat Kunstgeschichte, Literatur und Journalismus studiert. Sie schreibt für verschiedene Zeitungen in Bern.

Was ist ein erfülltes Leben? Diese Frage hat sich die Schauspielerin Antoinette Ullrich gemeinsam mit zwei Kommilitonen im Studiengang Theater an der HKB gestellt. Zu dritt haben sie, im Rahmen ihrer Bachelorarbeit, ein gemeinsames Projekt erarbeitet. Spuren war das übergreifende Thema, dem sie sich stellen sollten. «Wir haben drei verschiedene Charaktere gebaut, die sich mit dem Leben auseinandersetzen», so Ullrich. Im Bühnenkontext treffen die drei, die man als Alter Egos der Schauspieler*innen selbst verstehen könne, aufeinander. Der Song aus den Achtzigerjahren – Life is live mit dem Refrain «Na, na, na, na, na» – wurde zum Titel des Stückes erkoren. Nun ist Ullrich bereits im Masterprogramm. Den Begriff Expanded Theater verbindet sie mit Bühnenkunst, die in grösseren Feldern gedacht wird und interdisziplinär mit Performance umgeht. Die 24-Jährige entdeckte bereits als Jugendliche beim Jugend Theater Basel ihre Liebe zur Bühne. «Ich habe früh gewusst, dass ich Schauspielerin werden will.» Sie jobbte in der Gastronomie, machte gleichzeitig ein Praktikum als Regieassistentin und stand immer wieder auch selbst auf der Bühne. Dabei merkte sie, dass das Spielen ihre grösste Leidenschaft ist.

Was ist ein erfülltes Leben? Diese Frage hat sich die Schauspielerin Antoinette Ullrich gemeinsam mit zwei Kommilitonen im Studiengang Theater an der HKB gestellt. Zu dritt haben sie, im Rahmen ihrer Bachelorarbeit, ein gemeinsames Projekt erarbeitet. Spuren war das übergreifende Thema, dem sie sich stellen sollten. «Wir haben drei verschiedene Charaktere gebaut, die sich mit dem Leben auseinandersetzen», so Ullrich. Im Bühnenkontext treffen die drei, die man als Alter Egos der Schauspieler*innen selbst verstehen könne, aufeinander. Der Song aus den Achtzigerjahren – Life is live mit dem Refrain «Na, na, na, na, na» – wurde zum Titel des Stückes erkoren. Nun ist Ullrich bereits im Masterprogramm. Den Begriff Expanded Theater verbindet sie mit Bühnenkunst, die in grösseren Feldern gedacht wird und interdisziplinär mit Performance umgeht. Die 24-Jährige entdeckte bereits als Jugendliche beim Jugend Theater Basel ihre Liebe zur Bühne. «Ich habe früh gewusst, dass ich Schauspielerin werden will.» Sie jobbte in der Gastronomie, machte gleichzeitig ein Praktikum als Regieassistentin und stand immer wieder auch selbst auf der Bühne. Dabei merkte sie, dass das Spielen ihre grösste Leidenschaft ist.

Elektra – wo kommt sie her?
Zurzeit bereitet sich Ullrich auf das AVO – Absolvierendes Vorsprechen –, das diesen Herbst stattfindet, vor. Sieben Wochen Probezeit stehen ihr dafür insgesamt zur Verfügung. Das AVO ist eine wichtige Veranstaltung für angehende Schauspieler*innen. Monologe und Szenen werden vor Theater-, Filmschaffenden und Nachwuchsinteressierten vorgetragen. «Entweder wird man angerufen und eingeladen zu einem individuellen Vorsprechen, oder man bewirbt sich am Theater seiner Wahl und hofft auf eine Antwort», so Ullrich. Sie hat sich unter anderem die Figur der antiken Heldin Elektra von Sophokles vorgeknöpft. «Ich versuche immer, möglichst viele Informationen über meine Figuren zu beschaffen.» Bei Elektra habe sie unterschiedliche Fassungen gelesen und schliesslich daraus ihre eigene, moderne Version geschaffen, ein bisschen wie bei einer Collage. «Ich habe mir vorgestellt, wie der Familienkontext der Heldin sein könnte, und mir diese Frage gestellt: Wo kommt sie her?» Für Ullrich ist Elektra eine einsame und missverstandene Figur. «Aber sie ist auch voller Energie, rachelustig und gleichzeitig liebevoll.»

Ullrich selbst ist in einer Familie mit sechs Geschwistern aufgewachsen. «Ich bin die fünfte und die Einzige, die eine Schauspielkarriere angeht.» Doch das Theater spielte im Elternhaus eine wichtige Rolle. «Mein Vater ist Regisseur und meine Mutter eine freischaffende Bewegungspädagogin.» Kultur spielte eine wichtige Rolle.

Gegenseitiges Pushen
Wenn alle angehenden Schauspieler*innen um Rollen buhlen, gibt es da keinen Neid? «Konkurrenz gibt es immer ein bisschen», räumt Ullrich ein. Doch in ihrem Jahrgang gönne man sich gegenseitig sehr viel. «Wir pushen einander und zelebrieren unsere individuellen Stärken.» Für ihre Darstellungen wurde Ullrich bereits mehrfach ausgezeichnet. So erhielt sie etwa den Studienpreis Schauspiel des Migros Kulturprozent und 2021 das Stipendium Schauspiel der Friedl Wald Stiftung sowie den Förderpreis der Armin Ziegler Stiftung. «Klar, das motiviert und gibt dir auch finanziell etwas Luft zum Weitermachen», führt sie aus. Das Studium sei anspruchsvoll und deshalb sei es nicht immer einfach, nebenbei noch zu arbeiten. Am Theater Basel konnte sie bereits in diverse Rollen schlüpfen. So spielte sie etwa in Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt einen Gerichtsmediziner. «Es war eine kleine Rolle, eine sogenannt zuspielende Figur.» Dabei liege der Reiz darin, seinen Platz zu finden, sich innerhalb eines Profi-Ensembles auch mit wenig Text zu positionieren und zu profilieren. Im Räuber Hotzenplotz übernahm Ullrich für eine Schauspielerin mit dem Kasper eine grosse Rolle. Als Kasper war sie mit Seppel auf der Suche nach Grossmutters Kaffeemaschine. «Kasper ist eine sehr aktive Figur», so die Schauspielerin über die Möglichkeit, diese Rolle zu übernehmen.

Die Gastgeberin
Diese Eingliederung in ein professionelles Ensemble – in Ullrichs Fall am Theater Basel – geht mit dem Eintritt ins Bachelorstudium einher. Die HKB geht hierfür Partnerschaften mit verschiedenen Theatern ein. Im Modul Manifesto des Masterprogramms Expanded Theater können die Studierenden hingegen während vier Wochen ein Solo erarbeiten. «Es geht dabei darum, dass man seine eigene Kunst manifestieren kann», so Ullrich. Das fünfzehnminütige Stück, das dabei entsteht, wird öffentlich aufgeführt. Ullrich hat ein grosses Wohnzimmer eingerichtet und alle zu sich auf die Bühne eingeladen. «Ich habe dabei Cocktails serviert und über meine Ängste und Zweifel gesprochen.» Als Theaterschaffende gebe es viele Parallelen zu einer Gastgeberin. Das Schwierige am Beruf sei das Existenzielle, dass man eine feste Stelle finden könne. Eine Absicherung gibt es keine. Zweifel verursacht bei Ullrich auch der eigene Ehrgeiz. Es gebe viele talentierte Schauspieler*innen und es gelte immer wieder, sich neu zu beweisen. «Mich selbst gut genug zu empfinden – das ist ein ständiger Kampf.»