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N°4/2023
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196 Staaten

196 Staaten haben weltweit die UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert. Damit wird Kindern unter anderem ein Recht auf persönliche Entwicklung zugestanden. Dass ästhetischen Erfahrungen als Basis frühkindlichen Lernens eine zentrale Bedeutung zukommt, geht explizit aus Artikel 31 hervor: Jedes Kind hat das Recht, an kulturellen und künstlerischen Aktivitäten teilzunehmen.

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Direktor der Hochschule der Künste Bern

In der Begegnung mit den Künsten erleben Kinder sinnliche «Gegenuniversen» zur grösstenteils normierten Alltagswelt. Kleinkinder, die schon seit ihren ersten Lebensjahren direkt oder indirekt stereotypisierten Bildern und Klängen einer omnipräsenten digitalen Welt ausgesetzt sind, erhalten die Chance, sich spielerisch mit etwas Unbekanntem, Einzigartigem, Schönem, vielleicht auch «Sinnfreiem» auseinanderzusetzen. Als Kind Künste zu erleben, bedeutet sich früh im Leben ein Stück Freiheit zu erobern. «Die Jüngsten sollen nicht nur auf dem Spielplatz willkommen sein, sondern auch an kulturell bedeutsamen Orten», sagt Karin Kraus, Leiterin des CAS «Kulturelle Bildung» an der HKB. Sie bringt damit ein wichtiges Anliegen der HKB auf den Punkt und zeigt auf ein von der Bildungs- und Kulturpolitik immer noch vernachlässigtes Feld, mehr als 25 Jahre nach dem Beitritt der Schweiz zur UN-Kinderrechtskonvention.
Die HKB beschäftigt sich in vielen ihrer Studiengänge in Musik, Gestaltung und Kunst und in der Weiterbildung mit der Vermittlung von Künsten und Kultur, ein Strategieziel unserer Hochschule widmet sich explizit unserem Profil als Ausbildungsinstitution von angehenden Kulturvermittler*innen. Und auch in der Forschung sehen wir – beispielsweise im Themenfeld Caring Society – grosses Potenzial für das Thema frühkindlicher Erfahrung mit den verschiedenen Künsten und für die Entwicklung entsprechender Vermittlungsmethoden.
Dass die frühkindliche Begegnung mit Kunst und Kultur für die Entwicklung individueller, kreativer Persönlichkeiten entscheidend sein kann, ist in der Breite der Gesellschaft nicht genügend angekommen. Es gilt deshalb, das Anliegen der nationalen Initiative Lapurla, die aus der HKB heraus entstanden ist, zu unterstützen und das Thema mit einem Ausrufezeichen auf die Agenda der Schweizer (Bildungs-)Politik zu setzen. Das sind wir nicht zuletzt unserem Anspruch schuldig, als Kunsthochschule gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.
Die vorliegende HKB-Zeitung fragt nach dem Stellenwert kultureller Teilhabe im Vorschulalter in der Schweiz. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre.