Die Themen Diversität und Antidiskriminierung sowie die medial omnipräsenten Identitätsdiskurse stehen im Mittelpunkt der letzten Ausgabe der HKB-Zeitung in diesem Jahr.
Das gesellschaftspolitische Klima unserer Zeit ist extrem polarisiert und aufgeheizt. Einige wichtige Themen, wie die Analyse von systemimmanentem Rassismus, die kritische Reflexion kultureller Aneignung, die Aufarbeitung unserer kolonialen Vergangenheit oder der Schutz von Minderheiten in einer an Diversität zunehmenden Gesellschaft, werden im medialen Dauerfeuer zunehmend diskreditiert.Was bedeutet das für eine Institution wie die HKB, die in ihrem Code of Conduct für Offenheit, Diversität sowie für einen respektvollen Umgang und wertschätzende Zusammenarbeit einsteht und sich jeder Form von Diskriminierung verwehrtZunächst: Der Anspruch auf Schutz ist angesichts der aggressiv geführten Identitätsdebatten nachvollziehbar. Gleichzeitig kann es nicht Aufgabe einer Bildungsinstitution sein, jede und jeden vor allem zu schützen, was nicht dem eigenen Weltbild, dem eigenen Gefühlshorizont entspricht. Stattdessen setzen wir in der HKB auf Sensibilisierung und auf eine Ausbildung zu eigenverantwortlichem Handeln.Dies wiederum ist nur möglich, wenn wir den Ort, in dem diese Ausbildung stattfindet, schützen vor Übergriffigkeit und Regulierungswut. Ein Safe Space kann die HKB nur sein im Sinne eines Raums, der allen Akteur*innen Meinungs- und Kunstfreiheit garantiert und einen kritischen, multiperspektivischen Dialog ermöglicht. Gegeneinander abgegrenzte, undurchlässige «Meinungsblasen» oder gar die Zensur inhaltlicher und künstlerischer Diskurse dürfen nicht die Antwort auf die allgegenwärtige Verunsicherung sein. Das Ende der Dialogbereitschaft bedeutet das Ende eines offenen Gesellschaftsbegriffes, Selbstzensur zerstört schöpferische Prozess.«Ich stehe nicht für eine politische Partei oder eine euch auslöschende Macht», schreibt Kim de l’Horizon, Gewinner*in des Deutschen und Schweizer Buchpreises, in der grossartigen und bewunderungswürdigen Replik an den scheidenden Bundesrat Ueli Maurer (NZZ vom 22.10.2022). «Ich stehe nicht für die Menschen, die sagen, dass alte weisse Männer der Kern allen Übels sind. (…) Ich – stehe – für – mich. Und kann es sein, dass genau das so bedrohlich ist? Dass hier ein Mensch steht, der nicht hineinpasst, der, obwohl er ständig herumgeschubst wird, wieder hinsteht, dem gesagt wird, er sei peinlich, hässlich, monströs, ausserirdisch, und der sich dennoch nicht versteckt, sondern für sich, für seine Monstrosität einsteht? Ein Biest, das keine Schöne braucht, sondern das weiss, dass es beides ist: das Schöne und das Biest?Von Kims Mut und Präsenz können wir alle lernen. Ich bin stolz auf HKB-Absolvierende wie Kim. Danke.