Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualiseren Sie auf Edge, Chrome, Firefox.
N°3/2024
i

Master Acting for Screen & Media

Text

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Text

Studiengangsleiter des Masters Acting for Screen & Digital Media

Die Arbeitsmöglichkeiten für Schauspieler*innen in den Bereichen von Film und digitalen Medien haben in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Neben der steigenden Produktion von Serien und Filmen bei Streamingplattformen schliessen die Tätigkeitsbereiche auch den Umgang mit digitalen Technologien im Theater sowie Arbeiten für die Gaming- und Animationsfilmindustrie mit ein. Es ist zu beobachten, dass in der Film- und Serienproduktion zunehmend mit internationalen Casts gearbeitet wird. Diesen Tendenzen trägt der Master Acting for Screen & Digital Media Rechnung und bereitet die Studierenden darauf vor, in diesem dynamischen Berufsfeld professionell agieren zu können. Aus diesem Grund ist der Studiengang auch international ausgerichtet und orientiert sich in Bezug auf die Studierenden, die Gastdozierenden, aber auch in der Spielästhetik nicht nur am deutschsprachigen Raum.

Wichtiger Teil der Ausbildung ist die Vernetzung mit der Arbeitswelt, die schon während des Studiums hergestellt werden soll. Die Studierenden stehen in regelmässigem Austausch mit Menschen aus dem Berufsfeld wie Schauspieler*innen und Regisseur*innen. Der Berufseinstieg wird durch praxisorientierte Trainings (Casting, E-Casting) vermittelt, die von Casting-Direktor*innen und Agenturvertreter*innen geleitet werden. Showreels und Voicedemos werden im Rahmen der Ausbildung produziert, sodass sich die Studierenden am Ende des Studiums mit professionellem Material in der Arbeitswelt präsentieren und positionieren können.

Auf künstlerischer Seite geht es in erster Linie darum, Schauspieler*innen, die für das Theater ausgebildet wurden, mit den Spielweisen und Anforderungen des Films vertraut zu machen. Eine Kamera mit unterschiedlichen Einstellungsmodi, Perspektiven oder Kadrierungen verlangt eine andere Art und Weise der Darstellung als ein Bühnenraum. Entsprechend fordert die Arbeit am Set eine völlig andere Vorbereitung als eine Theaterprobe, vor allem aber auch ein grösseres Mass an künstlerischer Autonomie. Aber auch der Umstand, dass im Film oft nicht chronologisch gefilmt wird, erfordert eine andere Herangehensweise bei der Entwicklung einer Figur.

Im Bereich der Digitalisierung gilt es, zu entdecken, wie Technologien funktionieren, die Bewegungen und darstellerische Handlungen in eine digitale Welt übertragen, und vor allem was das für die Schauspieler*innen bedeutet – zum Beispiel in einem Motion Capture Studio eine digitale Figur lebendig werden zu lassen. Dieses Ausloten der kreativen Möglichkeiten und Spielästhetiken für Schauspieler*innen innerhalb eines digitalen Settings geht in zwei Richtungen: einerseits in Bezug auf einen immer grösser werdenden Arbeitsmarkt im Bereich Gaming und Animationsfilm, andererseits gibt es auch im Theater immer mehr digitale Formate. Neben dem Motion Capture Studio oder dem VR-Setting auf einer Bühne führt der Weg auch ins Tonstudio. Dabei geht es um die stimmlichen Gestaltungsmöglichkeit am Mikrofon, sei es, um Hörspiele, Podcasts oder Hörbücher zu produzieren oder als Synchronsprecher*in simultan Filmsequenzen zu vertonen.

 

Interview mit Kai Ivo Baulitz, in Berlin lebender Schauspieler und HKB-Dozent im neu aufgesetzten Studiengang Acting for Screen & Digital Media

Was sind aus deiner Perspektive als Filmschauspieler und Schauspielcoach die Chancen einer Ausbildung, wie der Master Acting for Screen & Digital Media sie anbietet?
Der neue Masterstudiengang bietet Schauspieler*innen die Chance, sich in einer intensiven und praxisnahen Ausbildung ein wesentliches Feld ihres Berufs zu erschliessen. Das tun viele bisher auf eigene Faust und eigene Kosten, indem sie sich, so gut sie können, ein Set aus Workshops und Weiterbildungen zusammenstellen. Der Berner Master bündelt fundiertes schauspielerisches Handwerk, technisches Know-how und wertvolle Kontakte in einem vernünftigen Zeitraum und mit sorgfältiger persönlicher Begleitung.

Wie bereitet der Studiengang Schauspieler*innen auf die Arbeit vor der Kamera vor?
Durch praktisches Üben und Erforschen. Im Kern der Ausbildung lernen die Studierenden wesentliche methodische Ansätze von erfahrenen internationalen Lehrenden. Im kontinuierlichen Kameratraining finden sie heraus, wie sie diese für sich im Beruf wirklich nutzbar machen können. Und das ist eine wertvolle Möglichkeit: Nicht jede Methode funktioniert für jede*n gleich. Eine präzise persönliche Begleitung hilft den Schauspieler*innen, Schritt für Schritt ihren eigenen Werkzeugkasten zusammenzustellen und Selbstvertrauen zu entwickeln.

Wie wichtig ist die Selbstständigkeit für Schauspieler*innen in diesem Bereich?
Absolut wesentlich. Vor allem, was die selbstständige Vorbereitung angeht. Es wird viel darüber gesprochen, inwiefern das Spiel vor der Kamera sich von dem auf der Bühne unterscheidet. Mindestens genauso wichtig ist es aber, zu lernen, wie ich mich effektiv vorbereite. Und auch, was ich brauche, um den speziellen Anforderungen eines Sets nicht nur gewachsen zu sein, sondern möglichst auch noch Freude daran zu haben. Selbstständigkeit muss aber nicht heissen, dass ich einem*einer Einzelkämpfer*in werden muss. Wie ich auf gesunde Weise autonom sein und mich gleichzeitig offen auf die Menschen beziehen kann, mit denen ich arbeite, ist ja eine wichtige Frage weit über Filmschauspiel hinaus. Aber in diesem Arbeitsfeld spitzt sie sich eben sehr zu. Auf eine Weise ist ein Filmdreh immer auch ein industrieller Fertigungsprozess, bei dem ein Team aus Expert*innen, meist unter Zeitdruck, gemeinsam etwas herstellt.

Warum ist in dieser Ausbildung auch die Digitalisierung im Theater ein Thema? Oder: Welche Rolle spielt die Digitalisierung im Theater?
Es zeigt sich auf allen Bühnen, dass digitale Medien Teil der theatralen Sprache geworden sind. Soweit ich das einschätzen kann, hat das längst den experimentellen Raum verlassen und im Repertoire des Theaters Platz genommen. Insgesamt ist die Trennung zwischen Bühne und Bildschirm zuletzt immer flüssiger geworden, das betrifft mehr und mehr auch die traditionelle Vorstellung, es gebe ein Schauspiel für die Bühne und eins für den Film. Das stimmt einerseits, verändert sich aber andererseits vielleicht gerade. Auch das wird in unserem Master bestimmt auftauchen, ich bin gespannt.

Wie bewertest du den Einfluss von KI auf die Bereiche Film und Digitalisierung? Und was bedeutet das für die Ausbildung?
Puh. Wir stehen da alle zusammen an der Küste eines neuen Kontinents und keine*r weiss wirklich, was uns erwartet. Ich habe in den letzten zwölf Monaten so viele Theorien darüber gehört, was das alles für unseren Beruf bedeuten wird, damit kann man viele Podcasts füllen. Anstatt darüber zu spekulieren, was werden wird, können wir in der Ausbildung nur sicherstellen, dass unsere Lehre konstant durch Expert*innen aus allen Bereichen auf dem neusten Stand ist, sodass die Ausbildung immer die aktuellsten Entwicklungen abbilden kann. Zum Beispiel im Bereich Sprechen, Synchronisierung oder Motion Capture sind die Entwicklungen derzeit so rasant, dass wir hellwach sein müssen, was unser Ausbildungsangebot angeht. Aber das tut
der Lehre eh gut.

Was denkst du, ist das Wichtigste, was die Studierenden am Ende dieses Studiums im Rucksack haben sollten, um sich im Berufsfeld professionell bewegen zu können?
Ein gutes Schweizer Taschenmesser, eine zuverlässige Landkarte und das Wissen, wie man etwas Essbares findet.