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N°3/2024
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Im transdisziplinären Arbeiten liegt die Zukunft

Yvonne Schmidt ist Professorin, Gründerin und Leiterin des transdisziplinären EcoArtLab und verantwortlich für den Forschungsbereich Kunstvermittlung am Institut Praktiken und Theorien der HKB. Sie leitet das neue Weiterbildungsprogramm CAS PreDoc Research in the Arts, in dem die Teilnehmenden praxisnah lernen, ein erstes künstlerisch-forschendes Projekt zu entwickeln.

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Verantwortliche Alumn*ae HKB

Im September startet das neue Weiterbildungsprogramm CAS PreDoc Research in the Arts. Könntest du bitte die Studieninhalte und -ziele skizzieren?
Viele Künstler*innen haben eine originelle Forschungsidee aus ihrer Praxis heraus, wissen aber nicht, wie sie diese umsetzen können. Das PreDoc-Programm dient dazu, das geeignete Set-up für die Umsetzung zu finden. Das kann ein Doktorat sein in einem künstlerischen oder künstlerisch-wissenschaftlichen Doktoratsprogramm oder ausserhalb der Hochschule, z.B. im Rahmen von Forschungsresidenzen, Arts-Science-Programmen etc. Die Teilnehmenden erhalten individuelle Mentorate, Einblick in verschiedene Forschungsformate, Unterstützung bei der Suche nach Betreuenden und Finanzierungen. Eine Besonderheit ist, dass wir eine interdisziplinäre Gruppe aus CAS-Teilnehmenden und Masterstudierenden der HKB zusammengestellt haben, die sich als Peergroup gegenseitig unterstützen können.

 

Foto: Anita Affentranger

Worin liegt die grösste Herausforderung für Kreativschaffende, die neu in die künstlerische Forschung einsteigen? Worin liegt der grösste Gewinn, wenn die Verknüpfung von Theorie und Praxis gelingt?
In meiner Arbeit mit Künstler*innen erlebe ich, dass oft der Zugang zu Netzwerken und Ressourcen fehlt. Doktoratsprogramme in den Künsten sind hochkompetitiv, insbesondere solche, die mit Stipendien verbunden sind. Ich sehe ein grosses Potenzial darin, dass vermehrt künstlerische Perspektiven und Skills auch in nicht künstlerischen Kontexten gesucht werden, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Mit einer praxisorientierten Forschung in den Künsten können komplementär zu den Wissenschaften neue Wege der Wissensproduktion und -vermittlung entstehen, die gesellschaftsrelevant sind.

Im Rahmen deiner bisherigen Tätigkeiten hast du zahlreiche erfolgreiche Forschungsanträge verfasst und Projekte entwickelt. Wie hast du dir die dafür notwendigen Fähigkeiten angeeignet?
Ich bin mit einem universitären Background – neben Tätigkeiten in der Praxis – bereits vor 16 Jahren an der Kunsthochschule gelandet, habe daher die Entwicklung der Forschung an den Schweizer Fachhochschulen sowie auch international von Anfang an miterlebt. In den Jahren habe ich Dutzende Forschungsanträge (mit)geschrieben und mentoriert sowie ein internationales Doktoratsprogramm und das PreDoc-Programm PEERS an der ZHdK aufgebaut. Inzwischen bin ich selbst in Evaluationsgremien beim SNF und als Gutachterin von Anträgen tätig. Ausserdem hatte ich die Möglichkeit, in vielen inter- und transdisziplinären Teams zu arbeiten, aktuell im EcoArtLab, das ich leite, in Kooperation mit dem Geografischen Institut der Uni Bern. Bereits während des Doktorats in Theaterwissenschaft an der Uni Bern war ich im Rahmen eines SNF-Fellowship neun Monate an einer Uni in Chicago in einem Programm, zusammen mit Tänzer*innen, Sozialwissenschaftler*innen, Filmemacher*innen und Doktorierenden in Occupational Therapy.

Mit dem Hochschulabschluss erreicht man einen Meilenstein. Gleichzeitig stellt dieser Erfolg aber auch eine Zäsur dar: Sie kann mit einer Unsicherheit darüber, was nun, nachdem man die gewohnte Umgebung und die bekannten Strukturen verlassen hat, kommen möge, verbunden sein. Was rätst du HKB-Absolvent*innen, wie sie sich nach ihrem Abschluss in ihrem Berufsfeld positionieren können?
Das Netzwerk pflegen und weiter ausbauen. Mut haben, die eigenen Ideen zu verfolgen, und sich Unterstützung holen. Offen bleiben für verschiedene Wege – man kann auch im nicht künstlerischen Kontext künstlerisch arbeiten.