Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualiseren Sie auf Edge, Chrome, Firefox.
N°4/2024
i

Text

Leiter Redaktion HKB-Zeitung

Liebe Leser*innen

Kunst stellt man sich gerne als kreative Unordnung vor. «Genau dort Klarheit zu schaffen, wo es am wenigsten Sinn macht», behauptete die erfolgreiche Buchreihe Kunst aufräumen und bedient damit ein wunderbar funktionierendes Klischee. Dabei verlangt die Kunst zunächst das Gegenteil: aufgeräumte Gedanken in aufgeräumten Räumen.Das Bedürfnis nach Ordnung und sauberen Systemen beschäftigt die ganze Gesellschaft. Der globale-mediale Mensch denkt sich gerne Role Models aus: Neuerdings helfen Cleanfluencer als Ordnungsexpert*innen, im täglichen Chaos den Überblick nicht zu verlieren. Die zeitgenössische Debatte dreht sich aber auch um reale Verhältnisse zwischen Ordnungssystemen, Organisation, Kontrolle, dem Teilen von Wissen und Fragen danach, welche Rolle und Funktion Menschen hier einnehmen können. Im Bereich Kunst heisst das, Konventionen, Kenntnisse über deren Wirkungsweisen zu hinterfragen.Die HKB-Zeitung hinter- und erfragt die Ordnungssysteme in der Kunst und in der Kunstausbildung. Dabei blicken wir von der HKB, der Kunstausbildung, in die weite Gesellschaft hinaus: Wie geht die Lehre mit den zu vermittelnden Ordnungssystemen um? Wie halten es die Disziplinen, Genres und hochschulmässig die Fachbereiche mit der Ordnung? Was unterscheidet das Ordnungsdenken in der Kunst von jenem der Wissenschaft?Inspiriert ist der Schwerpunkt dieser HKB-Zeitung von Paul Feyerabend, der vor hundert Jahren geboren wurde. Der österreichische Starphilosoph – 1975 erschien sein berühmtestes Werk Wider den Methodenzwang – hinterfragte mit Furor das Ordnungssystem Wissenschaft und richtete seinen Blick dabei gerne auch auf die Kunst. Das tun wir hier auch: Der Wissenschaftsjournalist und Kurator Roland Fischer schreibt einen Essay über Feyerabends Pluralismus. Kunsthistorikerin Stefanie Manthey reflektiert über künstlerische Umordnungen. HKB-Dozent*innen und -Forscher*innen denken über die Ordnungssysteme Zoologie, Kartografie, Anarchismus, Bibliothek und Politik nach. Abrunden tut das Thema eine Runde mit den Gedanken und Bürotischen der Fachbereichsleiter*innen der HKB.Illustriert ist diese Ausgabe der HKB-Zeitung mit Fotos von HKB-Alumnus Tim Rod. In seiner Bachelorthesis Fragmente der Erinnerung befasst er sich mit der Ordnung von Erinnerungen. Auf der Suche nach Kriterien und Systemen entsteht eine beeindruckende Bildstrecke, die dazu einlädt, Gemeinsamkeiten zu entdecken. Schliesslich spielen wir im Layout der HKB-Zeitung Textordnungen durch. Lassen Sie sich überraschen von vielfältigen Ordnungen, Unordnungen und Umordnungen.

Beste Grüsse, Christian Pauli